Charlotte Götze

4. Wir stellen uns selbst und unser toxisches System offen in Frage

Dabei verlassen wir unsere Komfortzonen, um uns aktiv für Veränderungen einzusetzen.

Wir haben die Pflicht, uns diesem System zu widersetzen, welches das Leben auf der Erde zerstört, zutiefst ungerecht ist und auf folgenden Säulen basiert:

  • eine Kultur des rücksichtslosen Konsums und der Ausbeutung von Menschen und Natur, die Industrienationen in die Welt exportieren
  • auf zunehmenden Ressourcenverbrauch, Profitmaximierung und Wachstum basierende Wirtschaftssysteme und Finanzsysteme
  • ein öffentlicher und medialer Diskurs, der wirtschaftlichen Argumenten mehr Raum gibt, als Demokratie-, Umwelt- und Sozialaspekten.

Einige von uns haben sich entschieden, bewusst das Gesetz zu brechen, um diese Missstände anzuprangern. Wir ziehen aus der Geschichte den Schluss, dass dieser offene zivile Ungehorsam und direktes Handeln entscheidend für einen Wandel sind. Dabei ist das Ausüben von gewaltfreiem zivilem Ungehorsam nur eine von zahlreichen gleichwertigen Tätigkeiten bei XR. Das Wohlergehen und die Sicherheit aller Aktivisti haben immer Priorität. Es ist daher äußerst wichtig, dass sich jeder Mensch, der das Ausüben von zivilem Ungehorsam in Erwägung zieht, gründlich mit den eigenen Umständen, Ängsten und Motivationen befasst und Unterstützung, Beratung und Training durch die Bewegung erhält. Es ist wichtig, die eigenen Grenzen und die seiner Mitrebell:innen zu kennen und zu respektieren. Von wesentlicher Bedeutung ist, dass unsere Kultur des Aufstandes diejenigen unterstützt, die sich willentlich den oben genannten Risiken aussetzen. Es gibt außer zivilem Ungehorsam viele Aufgaben und Rollen bei der Rebellion – jede einzelne Aufgabe und Rolle ist gleich wichtig, da ohne sie der zivile Ungehorsam nicht möglich wäre.

Wir treffen Sicherheitsvorkehrungen, die es uns ermöglichen, Aktionen zu planen und durchzuführen, ohne dass diese vor ihrer vollständigen Durchführung unterbrochen werden. Unser ziviler Ungehorsam und unsere direkten Aktionen finden hingegen öffentlich und für alle Menschen sichtbar statt und die Aktivist:innen nehmen die Konsequenzen ihrer Aktionen bewusst in Kauf.

Wir solidarisieren uns mit allen Akteur:innen der Klimagerechtigkeitsbewegung und schätzen, dass jede einzelne Bewegung ihrem strategischen Ansatz folgt - auf ihre ganz eigene Art und mit ihren eigenen Methoden und Mitteln handelt, aber dennoch auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet: Die Klimakatastrophe zu verhindern und den zukünftigen Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.

Um der Klarheit willen, und zur Sicherheit derer, die bei Extinction Rebellion mitwirken, haben wir uns darauf geeinigt, dass alle Aktionen, die im Namen von Extinction Rebellion durchgeführt werden, in der Öffentlichkeit stattfinden.

Jedoch geht es uns nicht nur darum, öffentlich in Aktion zu treten und aktiven Widerstand zu leisten; wir müssen auch alle Aspekte einer regenerativen Kultur nutzen und uns die Zeit nehmen, die Effektivität unserer Aktionen zu hinterfragen. Klimaaktivist:in zu sein kann uns an unsere emotionalen, psychischen und physischen Grenzen bringen. Daher achten wir darauf, Fürsorge für unser Wohlbefinden zu tragen und haben auch das Wohlbefinden unserer Mitrebell:innen im Blick. Wir lassen uns Zeit zum Regenerieren und unterstützen uns gegenseitig dabei. Diese Rebellion ist kein Sprint, sondern ein Marathon, daher sollten wir schonend mit unseren Ressourcen umgehen.

Wir möchten die Veränderungen, die wir fordern, selbst leben, z.B. indem wir gewaltfrei mit unseren Mitmenschen kommunizieren, unsere Ernährungsweise oder die Art wie wir Urlaub machen hinterfragen. Aber persönliche Verantwortung kann auch überbewertet werden und basiert zum Teil auf Privilegien. Im Angesicht all dieser Herausforderungen bitten wir um Raum, Geduld und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, um herauszufinden, ob es zum Erreichen unserer Ziele beiträgt.

In Deutschland als Teil der westlichen Welt profitieren wir stark von der Auslagerung der Produktion und der Umweltschäden in andere Länder – welche wiederum Ausbeutung befördern und Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Wir sollten uns in unserem Kampf für globale Klimagerechtigkeit auch unserer historischen Verantwortung für die Klimakrise bewusst sein und unser Bewusstsein für globale Klimagerechtigkeit schärfen.

Nächstes Prinzip: Reflexion und Lernen sind uns wichtig.

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