FAQ


Was bedeutet "Extinction Rebellion" und was wollen wir?

"Extinction" kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt "Aussterben". Man kann Extinction Rebellion (kurz XR) also mit "Aufstand gegen das Aussterben" übersetzen. Die ursprüngliche Idee stammt aus Großbritannien, wo Aktivisten:innen schon im Oktober 2018 die Rebellion ausgerufen haben.

Angesichts der ungebremsten Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und der existenziellen Bedrohung allen Lebens auf diesem Planeten (siehe Fakten) haben auch Rebell:innen in Deutschland im April 2019 der Regierung die Rebellion erklärt. XR rebelliert gegen die verantwortungslose Untätigkeit der Regierung - die Klimakatastrophe und das Massensterben aufzuhalten. Wir fordern Sofortmaßnahmen, denn uns läuft die Zeit davon! Wir haben als Bewegung drei Kernforderungen, die uns antreiben.


Was sind die Ziele von XR?

Ein Ziel von Extinction Rebellion ist es, die Klimakatastrophe abzuwenden und das voranschreitende Massenaussterben zu stoppen. Dazu hat XR drei Forderungen entwickelt. Zudem liegt es Extinction Rebellion am Herzen, aufzuzeigen, wie wir uns eine Welt vorstellen, in der Gemeinschaft und Nachhaltigkeit über Einzelinteressen steht.

Unseren drei Kernforderungen

Unseren zehn Prinzipien


Weshalb macht ihr nicht bei Fridays for Future mit und gründet stattdessen eine eigene Bewegung?

Die globale Fridays for Future Bewegung ist wie Extinction Rebellion im Jahr 2018, nach dem verheerenden Dürresommer, entstanden. Die beiden Bewegungen verbindet ein großes gemeinsames Ziel: Klimagerechtigkeit. Auch Fridays for Future haben mit ihrem zivilen Ungehorsam (Schulstreik) bereits viele positive Veränderungen bewirken können. XR schließt sich der vielfältigen Klimabewegung an und nutzt den gewaltfreien zivilen Ungehorsam als zentrale Protestform.

Der Druck auf die Regierung muss erhöht werden.


Wie ist XR organisiert?

Extinction Rebellion ist dezentral organisiert und unser Selbstverständnis beruht auf zehn Prinzipien. Alle, die diesen Prinzipien folgen, können im Namen von Extinction Rebellion in Aktion treten. Es ist ausdrücklich nicht nötig, nach Erlaubnis zu fragen und niemand muss Anweisungen befolgen. Daraus ergibt sich eine dezentrale Struktur.

In Deutschland gibt es derzeit über 110 Ortsgruppen, die entsprechend diesem Grundsatz eigenständig agieren, Aktionen planen und diese durchführen.

Die Koordination gemeinsamer Aktionen sowie der Austausch der Ortsgruppen auf Bundesebene geschieht durch Arbeitsgruppen mit Mitgliedern aus ganz Deutschland.

Auf globaler Ebene ist Extinction Rebellion ebenfalls vernetzt: Es gibt die Bewegung derzeit in ca. 56 Ländern auf sechs Kontinenten, die sich vom globalen Süden bis in den globalen Norden erstrecken.


Wie kann ich XR am besten unterstützen?

Du kannst uns am besten unterstützen, indem Du dich mitten reinstürzt und deine Talente einbringst – je nachdem wie viel Zeit du hast und wie du beruflich oder familiär eingespannt bist. Der einfachste Weg, um aktiv zu werden, führt über die Ortsgruppen.

Auch Kontakte, Räumlichkeiten, deine Reichweite auf Social Media oder Geldspenden sind herzlich willkommen.


Wieso setzt ihr euch auf die Straße und handelt im Rahmen von zivilem Ungehorsam?

XR hat sich für den gewaltfreien zivilen Ungehorsam entschieden, da die vergangenen 3 Jahrzehnte gezeigt haben, dass Demonstrationen und Petitionen alleine nicht ausreichen. Um einen Kurswechsel und entschiedenes Handeln der Bundesregierung zu erwirken braucht es weitere demokratische Mittel. Gewaltfreier ziviler Ungehorsam ist ein wirksames Mittel, durch das sich die Gesellschaft Gehör verschaffen kann, wenn sie der Auffassung ist, dass die Regierung nicht in ihrem Interesse handelt.


Ist Extinction Rebellion radikal?

Unsere Forderungen beruhen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen. Sie mögen “radikal” wirken, weil sie ein schnelles und entschiedenes Umsteuern fordern.

XR liegt das Leben am Herzen. In einer Gesellschaft, deren Lebensweise die Lebensgrundlage ihrer Kinder zerstört, ist ein Weitermachen wie bisher grob fahrlässig. Jetzt zu handeln ist nicht radikal – sondern das, worauf sich die Weltgemeinschaft mit dem Pariser Klimaabkommen geeinigt hat. Weil bisher vor allem aufgeschoben wurde, rufen selbst prominente Politiker:innen inzwischen zum zivilen Ungehorsam auf.

Zum Nachlesen:

Ziviler Ungehorsam ist vom Bundesverfassungsgericht 1985 im sog. Mutlangen-Urteil in bestimmten Situationen für rechtmäßig erklärt worden.


Kann ich mit meinen Kindern auf eine Aktion von XR gehen?

Grundsätzlich sind Kinder bei unseren Aktionen willkommen. Weltweit nehmen bereits viele Familien an unseren Aktionen teil. Wir gehen achtsam miteinander um und unterstützen Eltern in ihrer Rolle als Fürsorgende. Die direkte Konfrontation mit den Behörden/der Polizei wird jedoch nur von Erwachsenen ausgetragen. Es liegt in unserem Interesse, dass Eltern mit kleinen Kindern die Aktionen verlassen, wenn sie es für richtig halten.


Stört ihr nicht eher die Menschen auf dem Weg zur Arbeit mit euren Aktionen?

Wir unterbrechen den alltäglichen Ablauf bewusst. Wir möchten dabei niemanden persönlich ärgern oder anprangern. Extinction Rebellion geht es darum, auf die drohende Klimakatastrophe und das Massenaussterben aufmerksam zu machen und die Politik zum Handeln zu bewegen. Dabei kann es vorkommen, dass sich Menschen von uns gestört fühlen. Aber genauso erfahren wir während unserer Aktionen von Passant:innen und Anwohner:innen starken Zuspruch. Viele Menschen wissen, dass wir als Gesellschaft neue Wege gehen müssen.

Die Regierungen haben in den vergangenen Dekaden nicht annähernd das getan, was nötig ist, um eine sichere Zukunft für alle zu gewährleisten. Darum sehen wir keine andere Möglichkeit, als unsere Verzweiflung, Wut und Trauer an Orte zu tragen, an denen wir gesehen werden. Wir bleiben sitzen, wir ketten und kleben uns an – wir weigern uns zu gehen, damit der drohende ökologische Kollaps und seine Folgen nicht länger ignoriert werden können.


Verbreitet XR bewusst Angst?

Wir reagieren als Bewegung auf wissenschaftliche Berichte zum Zustand der Welt und weisen durch unsere Aktionen auf die nahenden Katastrophen hin. Fast alle wissenschaftlichen Studien geben Hinweise darauf, dass wir sofort handeln müssen. Das bisher noch nicht ausreichend gehandelt wird, macht uns traurig und wütend. Diese Emotionen unterdrücken wir nicht, wir tragen sie auf die Straße und damit in die Gesellschaft.

Wir fühlen dabei nicht nur Angst, Wut und Trauer sondern eine beständige Liebe für die Einzigartigkeit des Lebens auf der Erde. Diese Gefühle verbinden uns als Menschen und sind Hauptmotivation für unser Engagement. Durch das Teilen dieser Emotionen fühlen wir uns weniger allein mit dem übermächtigen Problem der drohenden Klimakatastrophe – das Teilen macht uns Mut.

Hier geht es zu unseren Veranstaltungen


Inwieweit beeinflusst Roger Hallam die Ausrichtung und die Inhalte von XR?

XR wurde von 15 Menschen gegründet. Roger Hallam war einer von ihnen. Er hat die Strategie von Extinction Rebellion mitgestaltet. Diese besteht unter anderem aus den drei Forderungen. Hinter diesen drei Forderungen steht XR Deutschland, weil sie logisch und notwendig sind.

Seit einiger Zeit verstößt sein Sprechen und Handeln gegen die XR Prinzipien, die die Basis unserer Bewegung bilden. Vor allem mit seinen Aussagen zum Holocaust hat er sich selbst ins Aus gestossen. Wir sind der vollen Überzeugung, dass die öffentliche Debatte auch ohne respektlose Aussagen gestaltet werden kann.

Extinction Rebellion geht dezentral auf der ganzen Welt eigene Wege. So gibt es zum Beispiel eine vierte Forderung von XR US, die Klimagerechtigkeit, Reparation und den Ausgleich von Gruppen ins Zentrum stellt, die vom Klimawandel sowohl sozio-ökonomisch, als auch existenziell bedroht sind.

XR Deutschland reflektiert und entwickelt sich selbstbestimmt weiter. Unser Prinzip Nr. 5 lautet: "Reflexion und Lernen sind uns wichtig - Wir folgen einem Kreislauf aus Aktion, Reflexion, Lernen und dem Planen weiterer Aktionen. Wir entwickeln uns weiter, indem wir von anderen und aus eigenen Erfahrungen lernen." Dieses Prinzip und unsere Forderungen bindet und verbindet uns alle – auch die verschiedenen bundesweiten XR Gruppen.


"Klimanotstand" - was bedeutet das konkret, was bringt das?

Unsere erste Forderung lautet: Sag die Wahrheit. Teil dieser Forderung ist, dass die Regierung einen Klimanotstand ausruft und anerkennt, dass die bisherigen Mittel zur Abwendung der Klimakatastrophe nicht ausreichen. Die Ausrufung eines Klimanotstandes bedeutet zudem, dass die Politik sich verpflichtet, jede zukünftigen politische Entscheidung unter Berücksichtigung der Auswirkungen für das Klima zu treffen.

Wenn die Bundesregierung dieser Forderung nachkommt, sendet sie zudem eine klare Botschaft an die Bevölkerung – auch an solche Menschen, denen das Ausmaß der Klimakatastrophe bisher nicht bewusst war. Damit legt sie das Fundament dafür, dass wir als Gesellschaft informiert und demokratisch bestimmen können, wie wir diese existenzielle Krise gemeinsam meistern können.


Was steckt hinter der Idee der Bürger:innenversammlung?

Die Bürger:innenversammlung ist ein Gremium, das Empfehlungen für ein bestimmtes Problem von öffentlichem Belang erarbeitet. Dafür werden die Mitglieder per Losverfahren zufällig aus der Bevölkerung ausgewählt.

Eine Bürger:innenversammlung ist eine Methode der sogenannten "deliberativen Demokratie". Erfahrungen mit Bürger:innenversammlungen gibt es auf verschiedenen politischen Ebenen und verschiedenen Regionen (beispielsweise Irland, Kanada, Polen und Australien). Sie zeigen, dass ganz gewöhnliche Bürger:innen, mit Hilfe von Beratung durch Expert:innenen, komplexe Informationen verstehen, darüber vernünftig debattieren und zu gemeinwohlorientierten Entscheidungen kommen können.

Um den derzeit notwendigen gesellschaftlichen Wandel zu ermöglichen, ist eine Bürger:innenversammlung deshalb ein geeignetes und unserer Ansicht nach unverzichtbares Instrument zur Unterstützung der Demokratie.

Ausführliche Informationen zur Bürger:innenversammlung haben wir hier zusammengestellt.


Wer finanziert XR?

Extinction Rebellion Deutschland wird größtenteils von Privatspender:innen unterstützt, die kleine oder mittelgroße Beträge spenden (z. B. über Online-Fundraiser.) .

Für die Verwaltung der Finanzen arbeiten wir mit verschiedenen Vereinen zusammen. Die Arbeitsgruppe Finanzen erarbeitet regelmäßig eine Übersicht der Finanzierungsstruktur, um diese für die Rebell:innen und die Öffentlichkeit transparent zu machen. Einen Liste der Berichte findest du hier.

Unsere Ortsgruppen sind finanziell eigenständig. Einige Ortsgruppen haben eigene Finanzstrukturen - und sind auch dazu eingeladen, solche mit Hilfe der Finanz-AG aufzubauen.

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