XR Deutschland Newsletter - Februar 2022

Rebel For Life

Liebe Rebell:innen,

Das Jahr 2022 startet angsteinflößend. Kürzlich erst hat die EU fossilen Konzernen nachgegeben und Erdgas als nachhaltig gelabelt . Diese Entscheidung hat den Weg frei gemacht für Milliarden-Investitionen gegen unsere Zukunft. Zeitgleich fließen in Peru Millionen Liter Öl ins Meer. Deutschland hat regenerative Energien nicht genügend aufgebaut und sich lieber eine direkte Erdgasleitung von Rußland gelegt, was deutsche Diplomatie gegen einen drohenden Ukraine-Krieg unmöglich macht.

Aber 2022 bietet auch das Potential für echten Wandel! Im Januar protestierten wir gemeinsam mit Rebell:innen aus unzähligen Ländern gegen fossile Konzerne und blockierten in Berlin Monsanto Bayer. Außerdem geht’s in diesem Newsletter um etwas, das gerne hinten runterfällt, aber super wichtig ist: die psychische Gesundheit im Aktivismus.


Inhaltsverzeichnis

  1. Regenerative Kulturen
  2. Aus der Bewegung
  3. Aktionsrückblick
  4. Widerstandsgeschichten

Aktivist Benni hat im XR-Podcast ein Interview über psychische Gesundheit im Aktivismus gegeben. Bedrückend genug, wenn man sich nur mal mit den Fakten auseinandersetzt, die zeigen, dass wir aktuell als Weltbevölkerung auf einen Abgrund zusteuern. Wenn man dann als Aktivist:in auf die Straße geht, um etwas zu bewegen, kann das zusätzlich belastend und strapaziös sein – körperlich wie psychisch. Schnell denkt man frustriert: “Jetzt sitzen wir schon wieder hier und protestieren und haben noch nichts erreicht”, auch wenn man im nächsten Moment weiß: Es braucht diesen Druck, damit das System sich ändert.

Die psychische Gesundheit aller Rebelli ist die Voraussetzung dafür, dass wir das gemeinsam schaffen können. Dafür gibt es bei XR Regenerative Kultur (kurz ReKu), das heißt: Raum und Maßnahmen, um als Gemeinschaft stark zu sein und uns gegenseitig zu stützen. Was Benni geholfen hat weitermachen zu können, waren zum Beispiel die regelmäßigen Check-Ins, bei denen jeder erzählt, wie es ihm oder ihr gerade geht, und auch einfach mal in den Arm genommen zu werden. Auf sich und seine Mitstreiter:innen zu achten, ist immens wichtig für den Erfolg unserer Mission.


→ Der XR Podcast hier auf der Website oder hier auf Spotify

→ Mehr zum Thema Climate Anxiety


In der Bewegung passiert so einiges, manchmal sogar so schnell, dass wir mit dem Newsletter gar nicht hinterher kommen.. Für kurzfristige Infos gibt’s neben Mattermost deshalb auch zwei Telegram Broadcasts:

Im Aktions Broadcast https://t.me/s/xrdeutschland erhaltet ihr alle Infos zu Aktionen und Kampagnen und imneue Community Broadcast https://t.me/s/xrdeutschland_2 ist alles voll mit Trainings, AG Onboardings, Ankündigungen und Treffen.

Und während wir am Wochenende in den zweiten Teil der Strategiekonferenz einsteigen, geht es im Blog nicht nur um die Liebe in der Bewegung, sondern auch um die Wahre Natur des Menschen.

Am 24.02 findet ein FLINTA* (das bedeutet Frauen, Lesben, inter* , nicht-binäre, trans* und agender Personen) Treffen statt. Alle FLINTA* sind herzlich dazu eingeladen, sich im aktivistischen Kontext zu vernetzen und auszutauschen!

Bei XR Uganda kommen außerdem am 8.3., dem Frauenkampftag, Frauen aus der Budada-Bergregion, die besonders klimagefährdet ist, zu Wort.


Außerdem soll Ende Februar der neue Bericht des Weltklimarats kommen, schau dir an was wir dazu als dezentrale Aktion geplant haben: https://extinctionrebellion.de/aktionen/kampagnen/1-5-ist-tot/

Last but not least: Wenn du dich fragst, wie du Freunde und Familie auch in die Bewegung bringen kannst, dann schreib eine Mail an outreach@extinctionrebellion.de und dann halten wir in deinen Nähe den XR Talk, bei dem nicht nur die Klimakrise und das Globale Artensterben erklärt werden, sondern auch, was Extinction Rebellion ist und wie man mitmachen kann. Immer mit Platz für Fragen und Diskussionen – übrigens gerne einfach in deinem Wohnzimmer. Wir bringen den Talk, ihr bringt die Kekse ;)


Global Coastline Rebellion

Wir rollen den schwarzen Ölteppich aus für die Ökozid-Prominenz:

Allein in den letzten Wochen waberten über Perus Küsten zwei Millionen Liter Öl ins Meer, in Thailand spritzten aus einem Leck fröhlich 50 000 Liter Rohöl. Die Folge: Ökosysteme, Arbeitsplätze und Lebensräume werden zerstört, Flüsse für die Wasserversorgung sind kontaminiert. Und wen interessiert das wenig? Europäische Ölkonzerne, die von der Ressourcenausbeutung im globalen Süden profitieren.

An den Küsten baden sie also in Erdöl – und die Konzerne ihre Hände in Unschuld? Wir nehmen die Straflosigkeit von Repsol in Peru, Equinor und Shell in Argentinien und aller weiterer Erdölkonzerne auf der Welt nicht länger hin! In 19 Ländern gingen wir deshalb am 4. Februar auf die Straße: in Peru, Ecuador, Bolivien, Uruguay, Argentinien, Kolumbien, Südafrika, Nigeria, Ägypten, Spanien, Portugal, Serbien, Ukraine, Niederlande, Deutschland, Norwegen, Dänemark, UK und den USA! Denn dieser Ökozid ist eine Sauerei, sagen wir es wie es ist. Darum folgten und folgen wir dem Ruf des argentinischen Klimaaktivisten Esteban Servat:⁠

"Die Straflosigkeit dieser Konzerne ist absolut, und deshalb ist es nötig, dass Menschen im Globalen Norden sich mobilisieren. - Benutzt eure Privilegien!"⁠

→ Mehr dazu: https://taz.de/Internationale-Proteste-gegen-Konzerne/!5833135/

→ Der Aktionsaufruf: https://extinctionrebellion.de/blog/oceans-are-rising-and-so-are-we/


Blockade Monsanto Bayer

Wer steckt nochmal hinter dem berühmt-berüchtigten Insektenkiller Glyphosat? Richtig, Monsanto Bayer. Und ist damit maßgeblich mitverantwortlich für das Artensterben auf unserem Planeten. Der Konzern vertreibt sein schädliches Herbizid weltweit und sorgt mit ordentlich Lobbyismus dafür, dass Regierungen ihn auch weiterhin ungestört lassen.

Grund genug für unsere Rebell:innen, die das business as usual des Konzerns stören und deutlich machen: Schluss mit Glyphosat, stoppt das Artensterben!

Welchen Erfolg Proteste gegen Monsanto in Guatemala schon 2014 erkämpfen konnten, lest ihr weiter unten in der Widerstandsgeschichte.

→ Das Video zur Aktion: https://www.youtube.com/watch?v=fklDfxLGg6Y


Gerichtsprozess(e): Good people disobey bad laws

Wenn die Politik die Konzerne schützt, die unsere Zukunft zerstören, ist es unsere Pflicht zu rebellieren! Auch wenn es uns oft nicht leicht fällt, ist das Gesetz nicht mehr unser letztes Maß der Dinge.

Sich an ein Flugzeug kleben ist Nötigung? Nicht, wenn der Klimanotstand herrscht! 2020 haben wir in ganz Deutschland Flughäfen blockiert, dabei klebte sich Henning an einen Flieger in Frankfurt, der nach München losstarten wollte. Dafür war der Rebell in Gewahrsam und jetzt vor Gericht: Das Verfahren wurde folgenlos eingestellt.

Kurzstreckenflüge sind ein blanker Hohn angesichts der Lage unseres Planeten. Darum sagte Henning vor Gericht: “Ich habe das alles getan, was mir vorgeworfen wird und ich werde es jedes Mal wieder tun.” Er weiß: Es ist gerechtfertigt, diese Maschinen aufzuhalten, weil wir uns im Klimanotstand befinden. Weiß das Gericht das auch? Henning forderte: “Straft mich gerne, wenn ihr mir beweisen könnt, dass ich im Unrecht bin damit, dass wir auf einen Abgrund zusteuern – oder lasst mich gehen.” Mit dem Freispruch gesteht die Justiz den Klimanotstand indirekt ein. Indirektheit reicht uns nicht. Wie wärs mit: Sagt die Wahrheit!

→ Mehr dazu im Blog


Die Geschichte von Klimabewegungen ist lang – Mehrere Hundert Jahre umfasst die Geschichte antikolonialer Kämpfe, die sich gegen eben jenes System richtet, das die Klimakrise hervorgebracht hat und eben genau deshalb Kämpfe für Klimagerechtigkeit sind. Menschen im Globalen Süden und Indigene die gegen Pipelines und Fracking, Steinkohleförderung und Vertreibung durch europäischer Konzerne protestieren, legen den Grundstein für heutige Blockaden von Straßen oder Braunkohlewerken.

Aus diesen mehreren hunderten Jahren an antikolonialen Kämpfen gegen das toxische System, das die Klimakrise hervorgebracht hat, stellen wir in unserem Newsletter inspirierende Gruppen oder Kämpfe vor:

Guatemala: Mit Straßenblockaden gegen das Monsanto-Gesetz

2014 schlossen sich in Guatemala indigene Gruppen und Umweltschützer:innen zu Protest gegen ein von der Regierung beschlossenes Gesetz zusammen. Und sie hatten damit Erfolg!

Monsanto kontrolliert weltweit einen überwiegenden Teil des gentechnisch veränderten Saatguts mitsamt Patenten. Im Rahmen des Freihandelsabkommens DR-CAFTA zwischen mittelamerikanischen Ländern und der USA soll US-amerikanischen Konzernen, darunter Monsanto, uneingeschränkter Zugang gewährt werden.

Durch massiven Lobbyeinfluss des Großkonzerns sollte dann Besitz oder Transport von Pflanzen und Saatgut der privatisierten Pflanzenarten unter hohe Strafen gestellt werden, was für die Kleinbäuer:innen und Indigene Menschen dramatisch wäre.

Zehntausende Menschen richteten sich im August 2014 mit einer Petition an den Präsidenten des Landes und forderten ihn auf, das Gesetz zu verhindern. Nur wenige Tage später formierte sich der Protest der Bauern, Indigenen und bürgerlichen Gruppen vor dem guatemalischen Kongress und Landwirtschaftsministerium. Mitglieder der Indigenen community organisierten ein Camp, das als Raum für Information und Diskussion diente.

Nur zwei Tage später trafen sich über 24.000 Indigene der Sololá community und blockierten für mehr als 9 Stunden den Highway zur Hauptstadt Guatemalas. Der Kongress kündigte noch am selben Tag an, das Gesetz zu überdenken und lehnte es dann mit großer Mehrheit ab.

Ein Erfolg für die Rechte der Bauern und Indigenen gegen Monsanto. Ziviler Ungehorsam wirkt.


Rebellische Grüße!

Extinction Rebellion Deutschland


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