Warum ist die Transformation hin zu Postwachstum so dringend?

Die Dringlichkeit, die Wirtschaft auf ein nachhaltiges System umzustellen, das die regenerativen Kapazität nicht überschreitet, ergibt sich vor allem aus drei Gründen:

  1. Sechs der neun Planetaren Grenzen sind bereits überschritten (Richardson 2023). Die Grenze der funktionalen Biodiversität wurde bereits am Ende des 19. Jahrhunderts überschritten!
  2. Wir haben keine Gewissheit darüber, wann Kippelemente eintreten werden. Dies kann bereits in naher Zukunft der Fall sein. Mehr dazu: hier.
  3. Wir sind gegenwärtig Zeug:innen, wie klimawissenschaftliche Vorhersagen Realität werden. Wir treten 2023 in eine neue Phase der Klimakatastrophe ein und kommen jetzt in „eine Situation, die in der Geschichte der Menschheit noch niemand aus erster Hand erlebt hat“ (Ripple 2023).

Vorsorgeprinzip und generationenübergreifende Gerechtigkeit

Nicht alle Klima- und Biodiversitätsveränderungen lassen sich klar vorhersagen. Wir wissen nicht, wann oder unter welchen Bedingungen welche Veränderung auf uns zukommt – insbesondere bei Kippelementen - und sollten daher Risiken vermeiden oder reduzieren, die das Leben vieler Arten und der menschlichen Zivilisation auf diesem Planeten existentiell bedrohen können. Hier ist uns das Konzept der generationenübergreifende Gerechtigkeit ein Anliegen (Rockström et al. 2023). Die Gerechtigkeit zwischen den Generationen thematisiert Beziehungen und Verpflichtungen zwischen den Generationen, wie z. B. die Vererbung von Treibhausgas-Emissionen oder der Zerstörung von Ökosystemen für junge und zukünftige Menschen. „Die Verwirklichung der Generationengerechtigkeit erfordert die Anerkennung der potenziellen langfristigen Folgen kurzfristiger [angelegter] Handlungen“ (übersetzt aus Rockström et al. 2023).

Die Ursachen aller dieser Probleme liegen auch in einer auf Wachstum basierenden kapitalistischen Wirtschaftsweise. Die Ausrichtung auf Gewinnmaximierung erfordert stets eine kosteneffiziente Produktion entsprechend der angestrebten Zielgruppe, für die das Produkt hergestellt wird oder der Service erbracht wird. Dies schließt ein, dass (Folge-)Kosten auf die abgewältzt werden, die nicht primär Verursacher sind und von den Gewinnen nicht profitieren (Externalisierung). Das bedeutet auch, dass die Kosten, die heute für die Vermeidung von Umwelt- und Klimaschäden anfallen würden, auf die Zukunft verschoben werden, um dann jetzt zerstörte Ökosysteme wiederherzustellen. Diese Vorgehensweise stellt eine erhebliche Belastung für zukünftige Generationen dar (siehe Kasten oben). Wenn wir JETZT nicht handeln, werden manche Aspekte der Klima- und Biodiversitätskatastrophe in der Zukunft bezahlt werden müssen. Manches wird sich auch nicht reparieren lassen. Daher: Handelt Jetzt!

Feedback