Definition von Postwachstum

Das Ziel von Postwachstum ist ein Wirtschaftssystem, das die Planetaren Grenzen einhält, und zugleich ein gutes Leben für Alle (zwei Erklärungen) ermöglicht.

Warum braucht es dazu eine Veränderung des gegenwärtigen Wirtschaftswachstums?

Seit dem Beginn der Industrialisierung haben Umweltschäden und gleichzeitig die Wirtschaftsleistung (absolut gesehen) immer stärker zugenommen. Wir orientieren uns am Mehr, an Gewinnen - anstatt darauf zu achten, dass unser Wirtschaftssystem ermöglicht, dass wir nur verbrauchen und verändern, was regeneriert. Als Lösung wird von Politiker*innen oft Grünes Wachstum versprochen (z.B. hier), also Wirtschaftswachstum, das mit weniger CO2-Emissionen und Umweltschäden einhergehen soll. Allerdings zeigen verschiedene Studien (z.B. hier), dass die bisher erreichte Entkopplung von CO2 Emissionen und Wachstum bei weitem nicht ausreicht, um die angestrebten Klimaziele zu erreichen: Die meisten Industrieländer bräuchten bei den aktuellen Entkopplungsraten im Durchschnitt ca. 220 Jahre, um die Paris-Klimaziele (50% Wahrscheinlichkeit, die globale Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen) einzuhalten (Vogel, Hickel 2023). Hingegen werden die wachsende Ungleichheit innerhalb der reichen Länder sowie die Auswirkungen der Ökosystemzusammenbrüche zu massiven sozialen Spannungen und Unruhen führen (Earth for All, Ungleichheitsbericht). Die 9 Planetaren Grenzen können nur eingehalten werden, wenn der durch weniger-notwendige Produktion und Konsum verursachte Energie- und Materialdurchsatz massiv reduziert wird (Safe and Just Eath System Boundaries). Wichtig ist dabei wahrzuhaben, dass bereits 6 der 9 Grenzen überschritten sind (Artikel).

Warum sind Politiker*innen und Ökonom*innen überhaupt so fokussiert auf Wachstum? Warum muss dauernd immer und immer mehr produziert und konsumiert werden?

Aktuell ist unser Wirtschaftssystem so aufgebaut, dass es von Wachstum abhängig ist (Nachhaltigkeitslexikon). Verschiedene Faktoren, wie z.B. Konkurrenz zwischen Konzernen und der damit einhergehende potentielle Verlust der Absatzmärkte, führen dazu, dass sich der inneren Logik nicht entzogen werden kann. Im aktuellen System führt ausbleibendes Wachstum zu Kreditausfällen, Firmeninsolvenzen und Arbeitslosigkeit – langfristig hätte das auch Auswirkungen auf das Rentensystem sowie die Sozial- und Krankenversicherungen. Zusammen mit den Anstrengungen der fossilen Lobby dürfte das ein Hauptgrund sein, warum Politiker*innen bisher viel zu wenig für den Schutz unserer ökologischen Lebensgrundlagen getan haben.

Was also tun?

Damit beschäftigen sich seit Jahrzehnten Postwachstums-Ökonom*innen (Daly 1972, Schmelzer Vetter 2019). Sie schlagen Maßnahmen für eine gerechte Transformation des Wirtschaftssystems vor, um den zerstörerischen Wachstumszwang zu überwinden. Um Arbeitslosigkeit zu vermeiden, können beispielsweise eine Verkürzung der Arbeitszeit bei Lohnausgleich umgesetzt werden sowie eine staatliche Jobgarantie in systemrelevanten Berufen, z.B. in der Pflege oder beim Ausbau der Infrastruktur für Erneuerbare Energien. Um dies zu ermöglichen, müssen Ressourcen umverteilt und Akkumulation vermieden werden, was mit einem Konflikt mit den Reichsten einhergehen wird. Dennoch kann ein Gutes Leben für alle innerhalb der Planetaren Grenzen nur durch diese Transformation gelingen/möglich werden.

Postwachstum heißt nicht, dass es keinerlei Wachstum gibt oder dass wir uns massiv zurückentwickeln. Postwachstum bedeutet, dass die Lebensqualität vieler wächst, es bedeutet Qualität statt Quantität. Postwachstum stellt das Wohlbefinden von Lebewesen und die Gesundheit der Erde in den Mittelpunkt und nicht den Profit weniger.

Transformation der Wirtschaft

Weniger Konsum/Produktion und ökologische Grenzen respektieren

  • BIP sinkt (Messgröße für Wirtschaftswachstum)
  • Weniger Ressourcenverbrauch
  • Weniger Material- und Energiedurchsatz

Reduktion der Treibhausgasemissionen

Demokratische Transformation des gesamten gesellschaftlichen Lebens

  • Soziale Gleichheit
  • Individuelles und kollektives Wohlbefinden
  • Alternative Formen des Wohlstands („Gutes Leben für alle“)
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