"Tausende Menschen blockieren seit drei Tagen entschlossen Berlin damit die Regierung sich nicht länger aus der Verantwortung ziehen kann. Wir fordern die Regierung auf jetzt auf unsere Forderungen einzugehen”
Tino Pfaff, 35, Aktivist
Gestern haben wir mit großen Aktionen Druck gemacht. Um diesen Druck aufrecht zu erhalten verändern wir heute unser Vorgehen: Wir gehen vor allem in kleinere, aber auch weniger voraussehbare Aktionen, um unsere Botschaft weiter zu manifestieren.
Zusätzlich nehmen wir nun gezielt politische Parteien und Ministerien in unseren Fokus.
Bisher steht eine Reaktion der Regierung noch aus.
Wir schwärmen für eine Zukunft
Heute Mittag halten wir, abgesehen von der Marshallbrücke, keine großen Veranstaltungsorte. Dafür schwärmen wir kleinen Gruppen in ganz Berlin aus, um Verkehrsknotenpunkte und Sehenswürdigkeiten mit kürzeren Blockaden zu stören und Aktionen zu bespielen: Das ist #PlanBee - das Bienennest-Vorgehen.
Wir waren heute unter anderem an folgenden Orten
- 🔒 Glue-On am Umweltministerium in der Streesemannstraße mit 8 mit den Händen festgeklebten Menschen und etwa 40 Unterstützer:innen
- 🔒 Glue-On an der CDU-Zentrale mit 9 mit ihren Händen angeklebten Menschen und etwa 150 Unterstützer:innen
- 👫 Menschenkette vor dem Bundestag
- 👫 Demozug seit heute 11.00 von Weißensee am Weg zum Hermannplatz mit unserem menschlichen Klimastreifen
- 👫 Fußgänger:innen Critical Mass mit 34 Rebell:innen über die Friedrichstraße
- 🐝 Swarming und Blockade des Eingangs am Verkehrsministerium mit etwa 200 Rebell:innen
- 🐝 Swarming am Naturkundemuseum bei Vattenfall mit etwa 100 Rebell:innen
- 🐝 Swarming an der Karl-Liebknecht-Brücke mit etwa 50 Rebell:innen
- 🐝 Swarming am Hermannplatz mit etwa 40 Rebell:innen
- 🐝 Swarming am Halleschen Tor mit etwa 50 Rebell:innen
- 🐝 Swarming am Südstern mit etwa 60 Rebell:innen
- 🐝 Swarming am Mehringdamm mit etwa 60 Rebell:innen
- 🐝 Swarming an der Prenzlauer Allee mit etwa 80 Rebell:innen
- 🐝 Swarming und Blockade an der Kottbusser Brücke mit etwa 150 Rebell:innen
und natürlich weiterhin an der Marshallbrücke mit mehreren hundert Rebell:innen.
15:30 Wanderung durch Kottbus (Tor → Damm → Brücke)
Der #PlanBee ist in vollem Gange. Neben vielen anderen Schauplätzen haben unsere fleißigen Bienchen Kreuzberg einen Besuch abgestattet. Der erste kurze Zwischenhalt war hierbei das Kottbusser Tor. Von dort aus sind sie über den Damm zur Kottbusser Brücke geschwärmt. Inzwischen haben sich hier etwa 300 Menschen eingefunden und beschlossen zu bleiben. Die Blockade steht seit ca. 16:15 und wächst stetig.
14:20 Blockade des Eingangs am Verkehrsministerium
Am Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fand sich plötzlich eine Schar E-Roller rund um den Eingang und versperrte den Zutritt.
Nach einem Swarming schlossen sich hier etwa 200 Rebell:innen zusammen. Unter derm Motto "E-Roller sind #pillepalle, kostenlose Bahn für alle" fordern wir ein zukunftsfähiges, sozial gerechtes Mobilitätskonzept statt einem "weiter so" mit ein paar pseudo-grünen Komponenten. Das erst würde eine wirklich nachhaltige und sozial gerechtere Mobilität ermöglichen.
14:00 Glue-Ons am Umweltministerium
Acht mutige und verzweifelte Rebell:innen heften ihre Hände mit Kleber an den Eingang zum Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Drei der Aktivist:innen klebten sich an die Innentüren, so dass auch eine der Innentüren zum Bundesumweltministerium offen stehen bleiben muss. XR will damit bewusst Türen öffnen und zeigen: Wir lassen uns nicht mehr abschrecken und mit falschen politischen Entscheidungen abspeisen. Wenn wir mit unseren wissenschaftlich legitimierten Forderungen bei der Politik keine offenen Türen einrennen, werden wir diese mit unseren Protestformen selbst öffnen. Das BMU müsste eigentlich einer der wichtigsten Akteure des Klimaschutzes in Deutschland sein. Diesem Auftrag kommen sie mit dem aktuellen Klimapaket nicht im entferntesten nach.
Um die Untätigkeit der Politik in der Klimapolitik zu unterstreichen, sitzen vor der Tür zahlreiche wetere Aktivist:innen mit Fahnen und Bannern und ahmen die drei Affen mit „Nichts sehen“, „Nichts hören“, und „Nichts sagen“ nach. Die drei Affen bedeuten im Ursprung, dass man über etwas Schlechtes weise hinwegsehen sollte. In der westlichen Welt hat sich die Bedeutung gewandelt, die Äffchen wollen „alles Schlechte nicht wahrhaben“.
Doch egal, wie wir die Affen deuten, für XR ist beides keine Option. Die Klimakrise erfordert weder das gnädige Übersehen der Klimakrise, noch das ängstliche Ignorieren - was wir jetzt brauchen, ist sofortiges und effektives Handeln!
Ziemlich bald kommt das Sicherheitspersonal hinzu und fordert die Angeklebten auf, sich zu lösen - natürlich wird darauf nicht eingegangen und bald ist auch schon die Polizei vor Ort. Die Polistist:innen machen sich zunächst ein Bild der Lage, halten sich aber erst einmal professionell im Hintergrund. Denn zwischenzeitlich sind die Rebell:innen ins Gespräch mit dem Ministerium gekommen.
Im Gespräch mit dem BMU
Im Gespräch zwischen XR und dem Bundesumweltministerium bietet das Ministerium ein sofortiges Gespräch mit dem Leiter des Pressereferats, Nikolai Fichtner, an. Auch alle Fragen der Aktivist:innen sollen beantwortet werden. Nach kurzen Gesprächen mit den klebenden Rebell:innen wird ausgehandelt, dass diese sich lösen, wenn das Gespräch beginnt. Drei der nicht klebenden Rebels führen das Gespräch im Umweltministerium, zu dem sich zusätzlich noch die persönliche Sprecherin von Svenja Schulze, Regine Zylka, einfand. Dieses Gespräch haben wir mit Erlaubnis des Ministeriums gefilmt.
Während des Gesprächs beginnen sich die sieben klebenden Rebell:innen nacheinander zu lösen und werden anschließend festgenommen. Nach Beendigung der polizeilichen Maßnahmen und Erstellung der Strafanzeigen werden alle entlassen.
Wir verstehen dieses als positives Signal an alle, etwas gegen die Klimakrise zu tun und nicht zu resignieren.
Handelt jetzt!
13:00 Durchhalten auf der Marshallbrücke
Unter den etwa 300 Aktivist:innen zwischen Hauptstadtstudio und Reichstag herrscht entspannte Stimmung. Es gibt weiterhin acht Lock-Ons, die für die Stabilität der Blockade sorgen.
In einem Lesekreis wird aus den Känguru-Chroniken vorgelesen. Vielleicht hat der Autor ja auch noch Lust vorbei zu hüpfen. Unterschrieben hat er ja bereits.
Außerdem gibt es Performances von den Red Rebels und XR Norway. Mit "No-Way Norway" machen die Rebell:innen darauf aufmerksam, dass ihre Regierung an Ölbohrungen festhält und somit die Augen vor der ökologischen Krise nicht nur verschließt, sondern sich aktiv an der Zerstörung beteiligt.
9:15 Glue-Ons an der CDU-Zentrale
Am Konrad-Adenauer-Haus haben sich neun Aktivist:innen von Extinction Rebellion mit den Händen an den Zugängen festgeklebt. Die Polizei versucht das Gebiet abzuriegeln, aber außen hat sich eine schnell wachsende Spontanversammlung gebildet: Über 150 Rebell:innen haben sich zur Unterstützung vor Ort eingefunden.
Wir lächeln, aber wir meinen es bitterernst. Sehr geehrte Damen und Herren von der CDU, schaffen Sie endlich eine Klimapolitik, die diesen Namen verdient!
8:30 Räumung der Jannowitzbrücke
Die Nacht an der Jannowitzbrücke war verhältnismäßig gemütlich - unter der S-Bahn-Brücke konnten die Rebell:innen recht wettergeschützt schlafen.
Am Morgen kam die erste Aufforderung der Polizei, die Straße zu räumen. Mit etwas Zeit zum Aufwachen und zusammenpacken machten sich die gut 100 Rebell:innen, die die Nacht vor Ort verbracht haben, bereit für die Räumung. Nach sechs Ansagen der Polizei ging diese überraschend schnell vonstatten: 20 Minuten später waren alle Blockierenden zur Seite getragen und die Brücke war wieder frei.
7:00 Marshallbrücke
Die Marshallbrücke wird nun seit über einem Tag blockiert. Die Nacht war ruhig, aber bitterkalt und nass. Die direkte Nähe zum ARD-Hauptsstadtstudio und zum Bundestag gibt uns die Kraft, gemeinsam weiter durchzuhalten. Heute werden wir uns bei tollem Programm wieder warm laufen und die Aufmerksamkeit auf uns ziehen.
2:35 Die Oberbaumbrücke ist wieder frei
20-30 Rebell:innen hatten sich für die Nacht auf der Oberbaumbrücke eingerichtet, und trotz Regen lange ausgeharrt. Dann wurde eine Räumung vorbereitet. Die Rebell:innen vor Ort entschieden, das Angebot von der Polizei anzunehmen, stattdessen die Blockade an der Jannowitzbrücke zu verstärken und die Brücke zu räumen.