Am 12. Februar organisierte XR Berlin am Südstern in Berlin-Kreuzberg ein Swarming, bei dem Aktivist:innen fünf mal fünf Minuten lang die Kreuzung blockierten. Es gab Reden und Musik, Gespräche mit Passant:innen, Straße und Gehweg wurden mit Kreide bemalt und die Tanzgruppe DiscObedience lud zum Mittanzen ein. Eine der Redner:innen war Manon, deren Rede wir hier dokumentieren.
Gedanken zu Valentin
So viel schöne Literatur.
Und Musik. Und Kunst.
Über die Liebe.
Liebe bereichert unser Leben. Liebe inspiriert, verleiht Flügel, spendet Glück. Viele von uns streben danach, fortwährend. Weil wir ja alle gern glücklich wären. Lieben und geliebt werden wollen.
Und doch scheint unsere Gesellschaft nicht gerade von Liebe durchdrungen. Ich glaube, es liegt daran, dass wir als Gesellschaft irgendwo falsch abgebogen sind auf der Suche nach Glück.
Wir haben die lebendige Welt verloren und uns mit einer toten Dingwelt umgeben.
Wann genau ist das passiert….
Wann haben wir angefangen, tote Dinge mehr zu lieben als lebendige?
Wann haben wir akzeptiert, dass keine Vögel mehr im Frühling singen, keine Schmetterlinge mehr über Wiesen gaukeln, der Lärm und der Dreck in der Stadt unerträglich und alle Straßen mit parkenden Autos verstopft sind? Ach ja, das Auto… die heilige Kuh der Deutschen.
Wir kaufen uns heute unser Glück, jede:r gemäß der Größe ihres/seines Portemonnaies.
Da sind so viele bunte, verlockende, unnütze Dinge, deren Produktion weltweit für einen nie erreichten Ressourcenverbrauch, für Ausbeutung von schlecht geschützten Arbeitskräften und am Ende einen riesigen Müllberg sorgen, aber wir kaufen und kaufen und kaufen. Und merken nicht, wie kurz das gekaufte Glück nur hält.
Es ist Zeit, sich zu erinnern, was das Leben wirklich wertvoll macht.
Zeit. Zeit für Freunde und Familie. Sauberes Wasser, frische Luft, gesunde Lebensmittel. Einer Blume beim Wachsen zuschauen. Einen Vogel singen hören.
Sich gegenseitig Nähe und Zuneigung schenken.
Liebe eben. Liebe zum Lebendigen, Liebe zum Liebevollen.
Lieben heisst geben wollen. Mehr als nehmen.
Das aber genau fehlt in unserer Gesellschaft zu einem großen Teil. Diese liebevolle Grundhaltung. Die wird uns auch nicht gerade nahegelegt, weder durch Schule noch Ausbildung noch Politik und schon gar nicht durch unser Wirtschaftssystem. Jeder ist sich selbst der nächste.
Auf unser Verhältnis zu dem Planeten, der uns ernährt, bezogen: wir nehmen alles und geben kaum etwas zurück.
Wir plündern die Erde und hinterlassen ein verwüstetes Ödland.
Das ist so weit gekommen, dass die Wissenschaftler:innen Alarm schlagen und die Apokalypse vorhersagen, unvorstellbares Leid durch immer mehr Extremwetterereignisse weltweit, Verlust von Millionen Arten, Nahrungs- und Trinkwasserknappheit und daraus resultierende Fluchtbewegungen sowie Kriege.
Das kann keine und keiner von uns wollen.
Lasst uns innehalten und überlegen, wie wir wirklich zusammen leben wollen, was zu einem glücklichen Leben dazu gehört, was wir geben können, um andere glücklich zu machen, und worauf wir vielleicht auch verzichten können.
Werden wir aktiv als Bürgerinnen und Bürger, vernetzen uns und fordern von der Politik die Rahmenbedingungen, die uns ermöglichen, sicher mit dem Rad zur Arbeit zu kommen, für Bioessen nicht dreimal so viel wie für Industriefraß ausgeben zu müssen, defekte Haushaltsgeräte reparieren lassen zu können, und nicht die Hälfte unseres Einkommens in die Wohnkosten stecken zu müssen! Fordern wir ein, dass sich politisches Handeln am Notwendigen, nicht am “Machbaren” orientiert.
Heute ist ein guter Tag für den Wandel.
Für mehr Liebe in allem, was wir tun.