– Donnerstag 13.April 2023
Superreiche sind viel zu teuer!
Große Konzerne und Superreiche kosten uns gerade, was wir zum Leben brauchen: Frische Luft, sauberes Wasser, funktionierende Ökosysteme, die Heimat – etwa im globalen Süden. Berliner Wasserbetriebe riefen vor kurzem zum Wassersparen auf. Nach einer Winterdürre in Frankreich haben schon jetzt im April vier Gemeinden verboten, den Wasserhahn aufzudrehen.
Aber Superreiche und Konzerne denken, sie können sich die Krise und den Zusammenbruch der Ökosysteme leisten. Der Bunker ist immerhin klimatisiert! Die Deutsche Bahn etwa fordert neuerdings Hunderttausende Euro, wenn Stromleitungen für Windräder durch ein Gleisbett gelegt werden müssen (ohne Beeinträchtigung für den Verkehr). Und bremst damit die Energiewende aus! Die Zahlen sind eindeutig: Superreiche und Konzerne sind viel zu teuer für unsere Gesellschaft. Die global reichsten 10% produzieren 50% aller Emissionen, das schließt uns in Deutschland teilweise mit ein.
Heute haben wir Konzernen und Superreichen daher einen Besuch abgestattet. Oder zwei. Oder zwanzig?
Mit Plakaten, Kunst-Öl und Requisiten sind am frühen Morgen etwa 20 Gruppen zu verschiedenen Konzernen, Lobbygruppen und Parteien gezogen. Auf den Plakaten, die an die Eingänge geklebt wurden, stand "Hier werden unsere Lebensgrundlagen zerstört". Mit dabei waren auch Gruppen der Scientist Rebellion und LetzteGeneration. Wir möchten mit der Aktion deutlich machen: Das aktuelle System verursacht das sechste große Massensterben und zerstört damit empfindliche Nahrungsnetze, von denen wir abhängen. Wir können uns diese Umweltzerstörung durch multinationale Unternehmen und das derzeitige Wirtschaftssystem nicht länger leisten! Wir müssen umdenken und regenerative Systeme aufbauen.
Besuch bekommen haben:
- BASF
- Bayer
- BP
- BVEG
- Coca Cola
- DEBRIV
- Deutsche Bank
- Deutsche Bahn
- EnBW
- FDP
- MSC
- RWE
- Shell
- SPD
- Tesla
- Total Energies
- Vattenfall
- VCI
- VW
- Wintershall
- Zukunft Gas
Das verwendete Kunstöl ist mit Wasser abwaschbar.
Bei den Aktionen wurden insgesamt vier Pressevertreter:innen von der Polizei in Gewahrsam genommen und körperlich durchsucht. In zwei Fällen wurden auch Speicherkarten mit Bildmaterial konfisziert. Eine Fotografin teilte uns mit "Ich bin das mittlerweile gewohnt." Das ist eine Einschränkung von Grundrechten und Pressefreiheit!
»Letztendlich geht es darum, unsere Gesellschaft vor einem Kollaps zu bewahren. Je mehr Arten aussterben und je mehr unser Planet erhitzt wird, desto größer werden die Ernteausfälle und desto eher kommt es zu Kriegen um Lebensmittel und Wasser.«
– Daniele Artico, Physiker und Mitglied bei Scientist Rebellion
Im Protestcamp strandet ein Wal
Morgens werden am Camp von der Polizei Menschen kontrolliert und Rucksäcke durchsucht. Mittags ist es im Camp relativ ruhig. Hier ist den ganzen Tag über Raum für Ruhe, Essen, Gemeinschaft und gemeinsam Lernen. Neben der Kinderbetreuung gibt es vielfältige Angebote. Heute konnten wir lernen, Gruppenprojekte regenerativ umzusetzen (Dragon Dreaming), wie offene Versammlungen funktionieren und moderiert werden können, wie die Schuldenkrise den globalen Süden trifft (Debt for Climate), wie die Deutsche Bahn in Mexiko eine Strecke durch den Regenwald baut, vorbei an den Rechten indigener Menschen.
Wir konnten im Kunstzelt basteln, pinseln und Siebdrucke erstellen. Es gab Workshops zur Initiative "Tyre Extinguishers", die Luft aus den Reifen von SUVs lassen oder wie wir mit Wut als Gefühl umgehen können. Am Abend wurde noch der Film Radical Resilience gezeigt und besprochen.
Demo der Superreichen
Bei einem satirischen Demozug der Superreichen haben wir die fossile Lobby angetroffen. Trotz schlauen Anzügen schien den Dinosauriern nicht bewusst zu sein, wie sehr ihre Art vom Aussterben betroffen ist. Sie machten sich wie gewohnt für niedrige Steuern, mehr Gewinne sowie Öl, Gas und Kohle stark. Sie hatten jede Menge Emissionen im Gepäck. Auch Superreiche waren anwesend, in fantastischen Outfits.
Multimillionäre und Milliardäre sind in Deutschland für circa 2.300 Tonnen Treibhausgas-Emissionen pro Person verantwortlich – verglichen mit 11 Tonnen bei der Restbevölkerung. "Während die Wohlhabendsten ihren CO2 Ausstoß belächeln und ihre enormen Emissionen als Belohnung für die eigene harte Arbeit rechtfertigen, sorgt sich in Deutschland jede*r Dritte um die kommende Heizkostenabrechnung!", sagt unsere Sprecherin Manon. Wir müssen Reiche und Konzerne zur Verantwortung verpflichten, es braucht dringend politische Maßnahmen!
Der Demozug bewegte sich vom Invalidenpark über die Friedrichstraße nach Unter den Linden bis vor zum Brandenburger Tor.
99% vs. 1%
Hinter den Superreichen und der fossilen Lobby kehrte der Pöbel hinterher. Mit den Kundgebungen an verschiedenen Streckenabschnitten in Form von Danksagungen an Lobby-Verbände und fossile Energie-Konzerne konnten die Handwerkerinnen und Handwerker nicht viel anfangen. Bei den ironischen Redebeiträgen musste die ein oder andere Polizeikraft dafür schmunzeln. Zwischendurch hielten die XR Drummers die Menge bei Laune.
»Wir Superreichen können doch nichts für unsere hohen CO2 Emission, so ist das nun mal, wenn man so viel Geld hat. Das ist ja nicht unsere Schuld. Wir hindern ja niemanden daran auch so skrupellos zu leben wie wir!«
– Manon, heute mit superteurem Hut
Nächster Halt: Mars!
Die vier Meter hohe rosafarbene Rakete konnte trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit einem Hubwagen vor das Brandenburger Tor gezogen werden. "Plan B - for Billionaires only" und "1%" sind auf ihr aufgedruckt. Sie steht für den Fluchtplan der Superreichen, auch ein Banner bekräftigt das Vorhaben. "Planet B - Here we come" lautet das Motto. Auf dem Pariser Platz direkt vor dem Brandenburger Tor lassen sich vielleicht noch Reisewillige einsammeln. #vacation
Ein roter Teppich zur Startrampe
Es werden abschließend noch ein paar Tipps gegeben, wie man den Porsche richtig ausfährt. Dann folgt ein Foto Shooting der glamourösen Entourage auf dem roten Teppich vor der Rakete. Die Presse ist begeistert. Der Mars – fantastische Aussichten! Ob den Reporter:innen wohl klar ist, dass sie hier bleiben müssen?
Feueralarm im Adlon!
Doch plötzlich zerschneidet ein schriller Alarm die Sektempfang-Atmosphäre auf dem Platz. Rauch steigt von einem Balkon des Hotel Adlon auf, eine der teuersten Adressen Berlins. Ein 12 Meter langer Banner wird entrollt "Wir können uns die Superreichen nicht leisten" steht unter einem Dino mit Krawatte.
Ein:e Mitarbeiter:in des Hotels kommentiert mit Blick auf den Banner "Ja, diese Suite könnten wir uns nicht leisten", während Polizeikräfte das Areal absperren. Zwei Nächte haben sich Aktivist:innnen dort eingemietet, um mit der Aktion auf die Dringlichkeit der sozialen Ungleichheit in Verbindung mit Kima- und Biodiversitätskrise aufmerksam zu machen: Das sechste große Massensterben der Arten findet kaum Beachtung, obwohl es unsere menschliche Existenz bedroht, beispielsweise durch Nahrungsmittelknappheit. "Ha! Tolle Aktion am Adlon!", findet einer der Pressefotografen.
»Es gibt keinen Planeten B! Es ist an der Zeit, dass auch die Superreichen das erkennen und für die Zerstörung unserer Lebengrundlagen zur Rechenschaft gezogen werden.«
– Kristina, Sprecherin der Aktion
Animal Rebellion gegen das Leiden der Tiere
Am späten Nachmittag gab es an der Deutschen Staatsoper von Animal Rebellion noch eine Vorschau auf einen fiktiven Gerichtsprozess am nächsten Tag, bei dem Angeklagte der Tierindustrie der Zerstörung an Tier- und Pflanzenwelt schuldig gesprochen werden.
Pressemitteilungen
Auftakt der Frühlingsrebellion – Konzerne mit Kunstöl als Zerstörer sichtbar gemacht
Nächster Halt: Mars! – Satirische Demonstration mit Riesen-Rakete von Extinction Rebellion
Rauchbomben und Sirenen: Extinction Rebellion ruft die Superreichen zur Verantwortung
Bilder
Fotos vom Donnerstag 13. April findet ihr im Medien Pool.
Medien Echo
rbb24
Klima-Aktivisten protestieren im Hotel Adlon und beschmieren Berliner Gebäude
taz
Superreiche Klimakiller
t-online
Klimaaktivisten zünden Pyrotechnik im Adlon
Morgenpost
Klimaaktivisten dringen ins Hotel Adlon ein
Berliner Zeitung
Klimaaktivisten stürmen Berliner Luxushotel Adlon
Tagesspiegel
Extinction Rebellion in Berlin: 61 Festnahmen nach Farbattacken – Klimaaktivisten kapern Hotel Adlon
Handelsblatt
Klimaaktivisten besetzen kurzfristig Hotel Adlon in Berlin
ZEIT Online
Klimaschutzaktivisten dringen in Luxushotel Adlon ein
ZEIT Online
Der Klimaschutz muss politischer werden!
ZDF
Klimaaktivisten stürmen Adlon-Hotel in Berlin
FAZ
Mehr als 60 Personen bei Klimaprotesten in Berlin festgenommen
Süddeutsche
Innensenatorin: Mehr als 60 Festnahmen nach Klimaprotest
Süddeutsche
Klimaaktivisten zünden Rauchbomben am Hotel Adlon
Welt
Wie Klimakleber ganz Berlin lahmlegen wollen
Welt
Klimaaktivisten randalieren im Berliner Nobelhotel Adlon
tag24.de
FDP-Parteizentrale, Coca-Cola und Bayer: Aktivisten beschmieren Gebäude in Berlin
Merkur
Berlin: Letzte Generation beschmiert FDP-Parteizentrale
Stuttgarter Zeitung
Aktivisten beschmieren FDP-Zentrale mit Kunstöl
Rheinische Post
Klimaaktivisten brennen Pyrotechnik auf Adlon-Balkon in Berlin ab
msn
Klimaschützer errichteten Trainingscamp in Berlin
Stern
Mit Transparent und Rauchfackeln: Klima-Aktivisten dringen in Berliner Luxushotel Adlon ein
FOCUS Online
Klimaaktivisten zünden Rauchbomben am Hotel Adlon in Berlin
PNP
Superreiche im Visier: Klima-Aktivisten stürmen Nobel-Hotel Adlon in Berlin
Tageskarte.io