Aktionsplanung

1) Kreativ sein

Kapas-Check

• Für wann wollt ihr die Aktion planen? Wie viele Kapazitäten habt ihr bis dahin? Ist eine gelungene Aktion bis dahin möglich oder plant ihr langfristiger?
• Welche Fähigkeiten haben wir? (Beispiel: Aktionserfahrung, Wissen über ein Thema/Unternehmen, Grafikkenntnisse)
• Welches Material habt ihr?
• Wie viel Geld steht euch zur Verfügung?
• Habt ihr Kapazitäten euch mit möglicher Post vom Staat im Nachgang zu beschäftigen?

Brainstormen

Auf welche Aktion habt ihr Lust? Zivilen Ungehorsam oder angemeldete Aktion? Lasst euch inspirieren durch unterschiedliche Aktionsformate.

🚨 Ist die Aktion so umsetzbar? Welche Rolle spielt Team Blau?

Zielfestlegung

Die wichtigsten Ziele sind, dass ihr Spaß habt, es regenerativ ist und ihr euch wirksam fühlt.

Weitere Ziele können sein:

• Mobilisierung
• Druck auf die Politik oder ein Unternehmen
• (Mediale) Aufmerksamkeit für euch oder ein Thema
• Zusammenarbeit und Training

Entscheidung

Konkretisiert eure Ideen nun.

• Wann und wo soll die Aktion stattfinden?
• Wer soll adressiert werden?

Eine gelungene Aktion von XR kann zum Beispiel diese Eigenschaften haben:

Disruptiv für Presseaufmerksamkeit und Ausübung von Druck
Blockaden von Straßen, Ministerien, Unternehmen

Informativ über XR oder ein wichtiges Thema
klare Aussage zu wichtigen, gut recherchierten Themen

Emotional, um Menschen zu erreichen und zu sensibilisieren
Trauerzug, Die-In, Aktionen mit hohem Einsatz:

Aktuell für (mediale) Aufmerksamkeit
eine (politische) Veranstaltung, ein Ereignis wie Hitzewelle, Waldbrände oder Flutkatastrophe im Ahrtal

Bildstark für Social Media und Presse
Kostüme, Aktionsgegenstände wie ein Ölbohrturm oder ein Boot

Anschlussfähig, damit neue Menschen sich einbringen können und Lust haben mitzumachen
Swarming, angemeldete Aktionen, massenhafter ziviler Ungehorsam für alle Aktionsbereiche wie eine Straßenblockade

Kreativ für mediale Aufmerksamkeit und damit es euch Spaß macht.
Alles, was neu ist ...

Verständlich, damit viele Menschen direkt und leicht das Thema erkennen
Aktion "DIY Tempolimit"

Ordnet eure Aktionen zur Diskussion in das Schaubild ein.

Trefft eine Entscheidung unter Berücksichtigung eurer Ziele und der genannten Eigenschaften. Checkt noch einmal eure Kapazitäten. Passt die Aktion in eure / in XRs langfristige Strategie?

2) Vorbereitung

Ihr habt euch für eine Aktion entschieden. In den nächsten Wochen geht es in die konkrete Umsetzung.

Jede Aktion ist anders. Bei manchen Aktionen wie Blockaden werden alle Rollen und Aufgaben gebraucht. Bei anderen Aktionen braucht es einige Rollen nicht.

In diesem Pad findet ihr ein Zeitplan zum Abhaken, was ihr wann erledigt haben solltet.

Organisatorisches

• Rollen festlegen: Wer kümmert sich um was?
• Wann und wo besprechen wir uns?
• Termine für Briefings, Reflexion und
• Halten von Briefings
• Moderieren von Reflexion

Aktionsablauf

• Plan A, B und C überlegen und dafür
• Treffpunkte festlegen
• Initierung der Aktion planen. Wer blockiert welche Straße? Wie kommen die Menschen dorthin?
• Exit-Plan überlegen: Wann gehen wir, wenn nicht geräumt wird?

Recherche

Informationen über das Thema zu Unternehmen, Politik oder Wissenschaft heraussuchen und für Medienarbeit und Outreach aufarbeiten.

Rechtliches

Informiert euch über mögliche rechtliche Konsequenzen eurer Aktion. Das XR Legalteam kann euch dabei helfen einzuschätzen welche rechtlichen Risiken bei der Aktion auftreten könnten und wie XR Deutschland bezüglich Repressionskosten unterstützen kann.

Mobilisierung

• Je nach Aktionsform öffentliche oder nur interne Mobilisierung
• Anfrage bei OGs in der Nähe, ob sie dazu kommen
• eventuell Organisieren eines Aktionstrainings
• weitere Trainings (zum Beispiel Outreach, Presse, Polizeikontakt) je nach Notwendigkeit
• Durch persönliche Nachrichten Menschen für die Orga suchen und später für Rollen in der Aktion.
• interne Kommunikation im Vorfeld der Aktion zu Treffpunkten und -zeiten
• Kümmern um die Einbindung neuer Rebell:Innen
• Organisierung eines Einstiegstreffen nach der Aktion
• Zusammenstellen von Mobi-Material

Pressearbeit

Pressearbeit ist absolut essenziell bei Aktionen, denn durch die Presse können unsere Aktionen große Reichweite bekommen.

• Ausarbeitung des Narrativs ("Was wollen wir mit dieser Aktion erzählen")
• Presseverteiler auffrischen
• Presseeinladung schreiben und verschicken (bei unangemeldeter Aktion mit Sperrvermerk)
• Pressemitteilungen schreiben
• vertrauten Pressekontakte persönlich Bescheid geben und zur Aktion einladen
• Bei großer, eventuell bundesweiter Relevanz der Aktion Presse AG informieren und um Unterstützung bitten (Leitfaden: „How to know what’s news“)
• Statements und "Talking Points" für die Presse überlegen

Ab und zu finden auch Pressetrainings statt, momentan allerdings sehr unregelmäßig, deshalb sagt Bescheid, wenn ihr Interesse habt.

Leitfäden:

• ”How to do Media for an Action” (englisch)
• “How to do a media Interview” (englisch)
• Allgemeiner, etwas veralteter Leitfaden zu Pressearbeit

Social Media Arbeit

Ganz Platt: Ohne Medienarbeit hat eine Aktion nicht stattgefunden. Vor Ort erreichen wir ein paar Menschen, online können wir tausende Menschen mit unserer Botschaft erreichen! Sagt vor Aktionen bitte der M&M AG Bescheid, dann können wir die Aktion auf den bundesweiten Accounts pushen und breit verteilen. Die AG kann eventuell bei Kontakt zu Fotograf*innen, Videoschnitt und Livestreams unterstützen, wenn die Aktion früh genug bekannt ist. How to make Video Content

Professionelle und gute Fotos sind von unglaublichem Wert bei Aktionen, denn Handyfotos werden zum Beispiel von der Presse fast nie abgedruckt und laufen auf Social Media oft auch schlechter.

• Graphiken zu Aktionsankündigung erstellen
• Informationsgraphiken erstellen
• eventuell Mobi-Material mit Informationen zur Gruppe erstellen
• Neues Mobi-Material
• Statements vorbereiten
• Skript für Videodreh vorbereiten
• Kontakt zu guten Fotograf:Innen herstellen
• Foto-Cloud bereitstellen:
  Genau dafür haben wir mit XR eine internationale Mediacloud „pics.io“ in die wir eure Bilder schnell einsortieren können und die dann ziemlich einfach und übersichtlich per Link an Presse etc. weitergeleitet werden können. Schreibt auch hierzu gerne frühzeitig das M&M Team an. Eine genaue Anleitung zur Mediacloud "Pics.io" gibt’s auch hier.
• Media-Menschen briefen über Sinn und Zweck der Aktion und was für Bilder erzeugt und festgehalten werden sollen

Aktionsbild

Ein gelungenes Aktionsbild ist entscheidend für die leichte Verständlichkeit der Aktion. Passant:Innen sollten auf den ersten Blick erkennen, wer wir sind und warum wir gerade hier sind. Auch zu Aktionsdesign gibt es extra Trainings.

Entscheidungen über die Fragen:

• Wie soll die Stimmung auf der Aktion sein? (Ironisch, wütend, liebevoll, etc.)
• Soll musiziert und gesungen werden oder gerufen oder gibt es Musik vom Band?
• Welche Farben benutzen wir?
• Was soll auf den Banner stehen? Wie viele Banner?
  Häufig ist ein Banner mit einer klaren Botschaft verständlicher. Oder ähnliche Banner mit derselben Botschaft.
• Wie sollen die Menschen stehen/sitzen?
• Welche Musik soll gespielt werden?
• Kleidung der Aktivisti (Casual, klassisch-schick, alle in ganz schwarz, etc.)

Don't dress like an activist - Bei vielen Aktionen wollen wir wie Maxi Mustermensch wirken, damit sich möglichst viele Menschen mit uns identifizieren können und wir anschlussfähig für möglichst viele Menschen sind. Wir zeigen wir sind Ärzt:Innen, Banker, Kassierer. Wir sind genauso wie ihr, nur das wir gerade auf der Straße sitzen, weil die Welt aus den Fugen geraten ist.

• Banner erstellen und drucken/malen
• Aktionsgegenstände bauen
• Material (Fahnen, Banner, Wimpelketten, ...) zusammensuchen

Programm

• Redner:Innen einladen
• unterschiedliche Gruppen zur Teilnahme einladen
• Bands anschreiben
• Reden schreiben (lassen)
• Programm und Ablauf überlegen. Bei unangemeldeten Aktionen ist ein reibungsloser Ablauf selten möglich. Überlegt euch also Alternativen.
• Performances wie Red Rebels, Discobedience, Oilheads anfragen

3) Durchführung

Jetzt gilt's! Die Aktion steht an. Wir drücken die Daumen, das alles klappt! Im Folgenden sind die Rollen während der Aktion beschrieben:

Programm-Team

• interne Kommunikation: Sorgt dafür, dass alle Teilnehmende gut informiert sind, dass Deli-Plena einberufen werden und moderiert, wenn nötig die Plena selbst.
• Programmkoordination: RednerInnen ansprechen und Menschen motivieren, Redebeiträge zu halten, durch Programm führen
• Redner*innen: Menschen, die Reden halten
• Musik/DJane: vorbereitete Playlist abspielen je nach Stimmung
• Banner Haltende: Menschen, die Banner halten
• Capo: Achten auf eine passende Stimmung und stimmen melodische Gesänge oder Sprechchöre an

Media-Team

• Aktionsbild: Banner, Menschen etc. so positionieren, dass Fotos und Aktion volle Wirkung entfalten.
• Backoffice: sicheres Versenden von Medien/Aktions-Infos sowie zur internen, sicheren Kommunikation
• Social Media: Bilder, Statements, Videos direkt verbreiten
• Fotos: Hochwertige Fotos anfertigen, sortieren und die besten möglichst schnell (am selben Tag) hochladen
• Videos: Hochwertige Videos drehen
• Pressekontakt: Während der Aktion mit Presse reden
• Outreach: Flyer verteilen, Menschen informieren

Well-Being-Team

• Awareness: Auf marginalisierte Gruppen achten und für diese ansprechbar sein, kann auch mit Action Care gemeinsam gemacht werden
• Action Care: Stimmung der Gruppe wahrnehmen, auf Menschen achten und ggfs. Tanz, Musik, Spiel, Energizer, Meditation anbieten, kann auch gemeinsam mit Awareness gemacht werden

Support-Team

• Scout: Aktionsort vor Initiierung sichten
• Polizeikontakt: Vermittelt zwischen Polizei und Gruppe
• Deeskalation: Autofahrende und Passanti beruhigen
• Logistik/FahrerIn: Wie kommt Material zum Ort, wie kommt es weg? Banner, Musik, Equipement, etc., Lauti Rad/Lastenrad/Transporter?
• Legal Observer und parlamentarische BeobachterInnen: Protokollieren Verlauf der Aktion und Polizeiverhalten als mögliche spätere Zeugen oder Hilfe bei Prozessen
• Mahnwache (optional): Kann bei unangemeldeten Aktionen helfen zur Aktion zu kommen.

High-Risk-Team

• AB3s: je nach Aktionsbild und -ziel Menschen, die kleben, locken etc.
• LoGo Support: Support von Menschen die angekettet oder angeklebt sind. Ein Mensch pro AB3
• Sanis: Sanitäter, bei gefährlicheren Aktionen hilfreich
• GeSa Support: Aktivisti, die in Gewahrsam gekommen sind vor der Polizeiwache in Empfang nehmen
• EA: Ermittlungsauschuss falls Menschen in Gewahrsam genommen werden

4) Nachbereitung

Eine ordentliche Nachbereitung ist sehr wichtig, um möglichst viel aus der Aktion herauszuholen. Nutzt die Bilder und die öffentliche Aufmerksamkeit für noch mehr Reichweite. Besprecht emotional und analytisch, wie die Aktion für euch war und was ihr das nächste Mal wieder so machen möchtet.

Emotionales Debrief

Direkt im Anschluss an die Aktion solltet ihr gemeinsam eine emotionale Nachbesprechung durchführen. Wie habe ich die Aktion wahrgenommen? Wie habe ich mich dabei gefühlt?

Gedächtnisprotokoll

Fertigt von ZU-Aktionen Gedächtnisprotokolle an, damit ihr euch bei Post vom Staat noch an die Aktion und den Ablauf erinnern könnt.

Mediale Nachbereitung

• Bearbeitung und zügiges Hochladen von Fotos und Videos.
• Videoschnitt für Youtube und Insta (höchstens 60 Sekunden, kürzer ist besser) How to make Video Content
• Veröffentlicht (in hoher Qualität) die besten Fotos, Statements und geschnittene Videos von der Aktion. Nutzt möglichst viele Social Media Accounts (Insta, Twitter, Youtube, Facebook, TikTok) und interagiert mit den Communities auf den Plattformen.
• Ladet immer auch zu euren nächsten Treffen ein. Allen sollte bewusst sein, dass ihr offen seid und wachsen möchtet.
• Teilt eure Medien mit den bundesweiten Social Media Accounts.
• Informiert auch im Nachgang über den Grund für eure Aktion.
• Sammelt Presseartikel und teilt diese auf euren Social Media Kanälen, um zu zeigen, dass die Aktion öffentliche Aufmerksamkeit bekommen hat und es sich lohnt bei XR mitzumachen.
• Bringt euch in die öffentliche Debatte darüber ein, schreibt einen Leserbrief, geht auf Politiker*innen zu. Nutzt die Aufmerksamkeit, um mit Kolleg*innen oder Familie über das Thema zu reden.

Einstiegstreffen

Nutzt die Energie und die öffentliche Aufmerksamkeit, um bei einem zeitnahen Treffen für Extinction Rebellion zu begeistern und neue Menschen in die Bewegung zu holen.

Reflexion

Besprecht ein paar Tage oder Wochen nach der Aktion, ob ihr zufrieden mit der Aktion und mit dem Aktionsprozess seid, was gut lief, was verbessert werden kann.

Weitere Fragen könnten sein:

• Haben sich neue Rebellis bei der Planung und Umsetzung beteiligt?
• War die Außenwirkung so wie wir uns das vorgestellt haben?
• Was haben wir dabei gelernt?
• Habe ich mich selbstwirksam gefühlt?
• War der gesamte Prozess regenerativ?
  Bedenkt dabei das regenerative Kulturen auch die planetare Fürsorge mit einschließen.

Post vom Staat

• Wenn ihr Post vom Staat bekommt, könnt ihr euch beim Legal Team melden.
• Unterstützt euch gegenseitig mit Wissen und Geld!
• Gründet eine Legal-Signal-Gruppe, um euch über eure Verfahren zu informieren.
• Benennt eine Person, an die sich gewendet werden kann, wenn kein Geld für Repressionen da ist.

Feiern!