Wasser ist Leben Blockade von Coca-Cola in Lüneburg
Aktion „Wasser Ist Leben!“ Am 22. März:
Blockade des Coca-Cola-Werkes Lüneburg durch Extinction Rebellion Lüneburg Und XR Nordbündnis
XR Lüneburg und das Nordbündnis zeigen Ende März 2021 – auch inmitten der Pandemie: Extinction Rebellion lebt, in voller Action! Am Tag des Wassers, unter dem Motto „Wasser ist Leben!“ wird das Coca-Cola-Abfüllwerk Lüneburg an drei Zufahrten blockiert.
Coca Cola hat die wasserrechtliche Erlaubnis für die Entnahme aus zwei Brunnen in Lüneburg. Unter dem Label „Vio“ wird es in Plastikflaschen abgefüllt und rund 450 mal teurer als das Lüneburger Leitungswasser verkauft. Laut Stiftung Warentest zum Preis der Note 3, Geschmack stumpf, leicht metallisch, Note 3, Verpackung Note 3 und Inhaltsstoffe / Mineralstoffe Note 4 – also einer Gesamtnote 3,25. Jetzt plant Coca Cola einen dritten Brunnen, mit dem noch einmal die doppelte der bisherigen Jahresmenge gefördert werden soll. Insgesamt 700 Mio. Liter pro Jahr. Verbunden mit einer 25-jährigen Fördererlaubnis.
Wasser ist laut europäischer Richtlinie „keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt, verteidigt und entsprechend behandelt werden muss.“ Nach den letzten drei beispiellosen Trockenjahren 2018-2020 sollte eigentlich auch dem/der letzten klar sein: Der Klimanotstand hat auch Niedersachsen erreicht. Mit dramatischen Folgen für die Umwelt. Die Grundwasserstände sind auf ein Rekordtief gesunken. Wissenschaftler:innen prognostizieren weitere Dürrejahre. Die vergangenen Trockenjahre stellen lediglich einen Vorgeschmack für das dar, was wir in Zukunft als heiße, dürre Regelmäßigkeit zu erwarten haben.
Extinction Rebellion sagt: Der Grundwasserbestand muss unbedingt geschützt werden, denn er ist die Voraussetzung für das Funktionieren unserer Landökosysteme!
Entsprechend sind die XR-Forderungen:
- Sagt die Wahrheit! Die wissenschaftlichen Fakten zu Artensterben, Klimakrise und Ressourcen-Notstand müssen endlich mit der angemessenen Dringlichkeit in Medien, Unternehmen und von der Regierung kommuniziert werden.
- Handelt jetzt! Wir fordern von Coca Cola und der Politik die sofortige Einstellung der Pläne über eine Entnahme von weiteren 350.000 m3/Jahr fossilen Grundwassers aus einem dritten Brunnen.
- Politik neu leben! Bezieht die Bevölkerung vor Ort mit ein und handelt entsprechend der Beschlüsse einer repräsentativ gelosten Bürger:innenversammlung.
Treffpunkt ist 8.45 Uhr an einem Montag morgen. In perfektem Timing rennen zwei große Gruppen von Rebell:innen, zu diesem Zeitpunkt noch zivil gekleidet, auf die lange Zufahrtstraße vor dem Coca-Cola-Werk. Ein LKW hält, alle Türen auf, hektisches Treiben. Eine etwa 3 m hohe Protestsäule aus orangem Kanalrohr, sauber vorbereitet mit stabilen Seitenstützen aus Holzbalken, großen senkrecht ausgerichteten Lettern ‚Climate Crisis’ – exakt in der berühmten Coca-Cola-Schriftart weiß auf rotem Grund – wird in Windeseile ausgeladen und mit einem Menschen hoch oben im ‚Ausguck’ senkrecht mitten auf der Straße und in Höhe der Werkszufahrt 1 aufgerichtet. Unten in der Säule sind über Querbohrungen 2 Rebellinnen, auf der Straße sitzend, blitzschnell aneinander gekettet.
Der tapfere Rebell ganz oben – in den Cola-Farben als Weihnachtsmann mit roter Pudelmütze gekleidet – bekommt Fahnen, hat ein Megafon und Redemanuskripte.
Unten rauscht der Laster zur 150 m entfernten Werkszufahrt Nr. 2, wo symmetrisch eine zweite hohe Protestsäule aufgerichtet wird. Auch dort steht ganz oben ein Weihnachtsmann-Rebell, während sich unten drei weitere, tapfere Rebell:innen im Lock-On angekettet haben – wodurch diese Straßenblockade für staatliche Kräfte viel viel schwerer räumbar wird. Vorbild dieser Kanalrohr-Säulen waren zahlreiche ‚Baum’-Blockaden auf der letzten Rebellions-Welle in Berlin.
Zeitgleich ist die Straße vor dem Werk blitzschnell mit großen, gehaltenen Transparenten blockiert: „Entschuldigen Sie Die Störung, Aber Es Geht Ums Überleben“ und „Demokratie Updaten! Zufällig Geloste Bürger:innenversammlung Einführen“ sind auf der einen Seite der Straße zu lesen. „Friedlicher Aufstand Für Das Klima“, „There Is No Planet B“ und „Coca Cola – So Schmeckt Wasser-Privatisierung“ auf der anderen Seite. Und zack – die gesamte Straße ist blockiert, während der XR-Laster verschwindet, bevor irgendwelche staatlichen Vertreter:innen in Blau eingetroffen sind.
Die Stimmung wird – nach der momentanen höchsten Konzentration in der Aufbau- und Blockadeeile – nun typisch XR-like – sehr entspannt, fröhlich, gut gelaunt: Es wird an Anwohner:innen und Passant:innen geflyert, jongliert, gesungen, Ukulele und Geige gespielt. In den Blockaden wird auf der Straße gesessen und gelegen. Ältere Menschen gesellen sich zu uns, geben Zuspruch. Zwei junge Frauen haben spontan für die Rebell:innen total leckeren Kuchen gebacken – einer sogar vegan; das kommt natürlich unheimlich gut an, und nach dem Verteilen der süßen Stärkung gesellen sie sich zu uns. Immer mal wieder hält unser tapferer Ausguck-Rebell oben auf der Säule politische Reden per Megafon; auch aus dem Buch „Wann Wenn Nicht Wir“ wird vorgelesen, auch von anderen Rebell:innen.
Wir erfahren nun erfreut, dass auf der anderen Seite des Werkes eine dritte Blockade einer LKW-Werkszufahrt entstanden ist. Drei weitere der mutigsten Rebell:innen haben sich zusammen in einer umgedrehten, blauen, mit großen Querbohrungen vorbereiteten, Stahl-Badewanne angekettet. „Team Blau“ ist hier mittlerweile eingetroffen und hilft sogar der Blockade, indem sie zum Schutz der auf dem Boden sitzenden Rebell:innen vor den großen Sattelzügen einen ihrer Zivil-Transporter querstellen.
Kein Laster kommt mehr rein oder raus – hier wird effizient gestört. Ich zähle gut 100 Demonstrierende an den drei Blockaden zusammen. Die Polizei ist mittlerweile überall eingetroffen. Sie beobachten nur, sind nun stundenlang völlig passiv, deeskalierend unterwegs, und sperren Zufahrtsstraßen und regeln den Verkehr drumherum.
Die Presse ist da, filmt, fotografiert, interviewt. Die wichtigen XR-Rollen ‚Polizeikontakt’ und ‚Deeskalation’ sind besetzt. Überall sichtbar werden die Corona-Auflagen bzgl. Maskenpflicht und Abständen sorgsam-respektvoll eingehalten.
So vergehen zahlreiche Stunden, bis in den Nachmittag. Gute Laune, Musik und Gesang überall.
Werksvertretend lässt sich immerhin der Fabrikleiter einmal blicken – er will jedoch nicht gefilmt oder interviewt werden, und sein Anliegen ist, wir mögen doch bitte Sattelzüge wenigstens raus lassen – denn die Fahrer:innen hätten wohlverdienten Feierabend ... Nun ja, „Entschuldigen Sie die Störung, Aber Es Geht Ums Überleben“ ...
Spät nachmittags entscheidet sich die Polizei überraschend, mit ca. 20 ‚Wannen’ aufzufahren und die völlig friedliche Blockade zu räumen.
Gegen 17.00 Uhr beginnt die Räumung. Die Polizei sagt durch, dass alle auf der Straße verbleibenden wg. Nötigung angezeigt werden und einen Platzverweis erhalten. Nach kurzer Beratung fällt die Entscheidung, wir bleiben. Wir akzeptieren die Anzeige, wir lassen die LockOns nicht allein.
Der Kreis zieht sich enger. Platzverweise werden verteilt. Einzeln werden Menschen weggetragen.
Am Ende des von der Polizei umstellten Bereichs werden keine Personalien aufgenommen. Keine Anzeigen aufgenommen. Etwas ratlos stehen wir beisammen von den anderen getrennt, fragen uns, ob wir noch unterstützen können. Gegen 18.30 Uhr Aufbruch mit dem Zug zurück in Richtung Bremen.
Folgender Artikel erscheint bei mehreren Zeitungen online (Welt, Zeit, MoPo). Coca Cola macht sich selbst vom Täter zum Opfer:
https://www.zeit.de/news/2021-03/21/klima-demo-gegen-coca-cola-wegen-wassernutzung-bei-lueneburg
Rebelliert mit und verhindert, dass Coca Cola statt 700 Mio. Liter im Jahr bald bis zu 1.400 Mio. Liter Grundwasser im Jahr abpumpt und in Plastikflaschen verpackt!