Wie in vielen Städten fand auch in Freiburg am 14. Januar eine Solidaritätsdemonstration für Lützerath statt. Wir dokumentieren eine Rede auf der Kundgebung direkt am Klimacamp auf dem Rathausplatz.
Vor gut sieben Jahren wurde das Pariser Abkommen von 195 Staaten beschlossen. Ziel war und ist es, dass alle Staaten die nötigen Anstrengungen unternehmen, die Erderwärmung auf deutlich unter 2° C, möglichst auf 1,5° C gegenüber vorindustrieller Zeit zu begrenzen.
Donald Trump, der den menschengemachten Klimawandel für eine Propagandaerfindung Chinas hält, stieg mit den USA gleich zu Beginn seiner Amtszeit aus dem Abkommen aus. Nicht schön, aber – gerade auch für Donald Trump – bemerkenswert ehrlich.
Der Klimaschutz, so steht es auf der Website der Bundesregierung, hat für sie angeblich höchste Priorität. Die Regierung bekennt sich offiziell zu den Zielen des Pariser Abkommens. Schade nur, dass die CO2-Emissionen in Deutschland in den letzten sieben Jahren trotzdem nicht signifikant abgenommen und in den letzten beiden Jahren sogar wieder zugenommen haben. Und das hält die Bundesregierung jetzt, im wärmsten Januar seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, für den passenden Zeitpunkt, von der Polizei ein Dorf räumen zu lassen, damit RWE darunter 280 Millionen Tonnen Braunkohle rausbaggern kann. 280 Millionen Tonnen Braunkohle – das ergibt bei der Verbrennung 280 Millionen Tonnen CO2. Damit allein wäre besiegelt, dass Deutschland seinen Anteil an den Verpflichtungen aus dem Pariser Abkommen nicht einhalten kann und wird. Nein: Deutschland steht offiziell zum Pariser Abkommen – aber bricht es gerade final in Lützerath. Unehrlicher als Donald Trump zu sein: Das muss man erst einmal schaffen!
Aber wir brauchen die Kohle nun einmal, wird da behauptet. Nun: Es gibt verschiedene unabhängige Gutachten, die das Gegenteil feststellen, zum Beispiel sagt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, dass das Abbaggern von Lützerath komplett unnötig sei. Lediglich ein von RWE in Auftrag gegebenes Gutachten befindet das Gegenteil. Wer will da Arges dabei denken?
Und selbst wenn wir die Kohle unter Lützerath für unsere „Versorgungssicherheit“ wirklich bräuchten: Im Ahrtal kam 2021 trotz Versorgungssicherheit auf einmal kein Strom mehr aus den Steckdosen, sondern nur noch eine Wasserflut durchs Wohnzimmerfenster. In anderen Ländern, vor allem des globalen Südens, sind heute schon die Folgen der Klimaerwärmung dramatisch deutlicher zu spüren als bei uns, obwohl diese Länder zur Klimaerwärmung weitaus weniger beigetragen haben. Da ist nicht Versorgungssicherheit das Thema, sondern nacktes Überleben. Selbst wenn wir die Kohle unter Lützerath für unsere „Versorgungssicherheit“ wirklich bräuchten: Es ist nicht richtig, nachfolgende Generationen und Menschen in anderen Ländern den Preis für unsere Versorgungssicherheit, für die Beibehaltung unseres Lebensstandards bezahlen zu lassen. Das wurde bereits viel zu lange so gemacht!
Die Politiker:innen sollten jetzt gründlich darüber nachdenken, wie in einigen Jahren ein riesiger Polizeieinsatz für Kohle und gegen Klimaschutz im Rückblick aussehen wird, wenn die Klimaschäden noch massiver und offensichtlicher geworden sind. Sie und auch die RWE-Bosse sollten jetzt darüber nachdenken, wie sie das, was da gerade passiert, ihren Kindern und Enkelkindern einmal erklären wollen. Mit einem „Ja, wenn uns das damals einer gesagt hätte, dass das dem Klima schadet, hätten wir natürlich ganz anders gehandelt“ werden sie Euch nicht davonkommen lassen! Lützerath hätte ein Symbol dafür werden können, dass es die Regierung ernst meint mit ihren Klimaschutzversprechen. Nun wird es ein Symbol dafür bleiben, dass die Machtklüngel aus Politik und Wirtschaft ausgedient haben. Lützerath lebt!!!
Die Klimagerechtigkeitsbewegung hat den UN-Generalsekretär, das Bundesverfassungsgericht, das Pariser Abkommen, die Wissenschaft und last but not least auch den Papst auf ihrer Seite.
Unsere fossile Bundesregierung hat – nur noch RWE.
Egal, wie es in Lützerath jetzt ausgeht: Lützerath wird weiterleben, als Symbol für den friedlichen Widerstand gegen eine verkorkste, fossile, angeblich grüne Energiepolitik! Lützerath lebt!!!
Unsere Solidarität gilt jenen, die seit Monaten, zum Teil seit Jahren, Lützerath besetzen, um es gegen ein geplantes Umweltverbrechen zu verteidigen.
Unsere Solidarität gilt den Zehntausenden, die heute in Lützerath nicht nur gegen die Zerstörung Lützeraths, sondern gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen demonstrieren.
Lützerath lebt!!!