Inside Extinction Rebellion

Geschrieben von Hanna, Sozialwissenschaftlerin und Mutter einer Tochter, Ruhrgebiet am 15.03.2019

Selbst bei der Einhaltung des Zwei-Grad-Ziels steuern wir durch sich selbst verstärkende Effekte auf eine „Heißzeit“ zu, warnen Wissenschaftler*innen. Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber sieht die einzige Chance, eine verheerende Klimakrise abzuwenden, in einer umfassenden „Nachhaltigkeitsrevolution“. Extinction Rebellion als internationale Aktionsgruppe arbeitet genau daran, denn von alleine wird sich die Politik nicht bewegen, so viel steht fest.

Kipppunkte“, „Permafrostböden“, „Eis-Albedo-Effekt“ und „Hothouse Earth“ sind die Begriffe, die wir im Hinterkopf haben, wenn wir nach neun Stunden Arbeit nach Hause kommen, uns an den Laptop setzen, wissenschaftliche Artikel teilen, Tweets absetzen, Texte für Infoflyer formulieren und Aktionen planen und koordinieren. Die wissenschaftlichen Fakten zu verbreiten, ist eines der Hauptziele der Extinction Rebellion, die sich als Bewegung aus UK seit November 2018 nun auch in Deutschland verbreitet. Wir könnten auch die Füße hochlegen, klar. Aber wie lange noch? Und worauf werden unsere Kinder ihre Füße legen, wenn der Meeresspiegel um 60 Meter gestiegen ist? 60 Meter?!

Bislang war doch immer von 10 bis 60 Zentimetern die Rede, aber nein, ich habe mich nicht in der Maßeinheit geirrt. Wenn wir es durch unseren stetigen Ressourcenverbrauch und die Ignoranz gegenüber den immer dringlicher werdenden Warnungen aus der Wissenschaft schaffen, dass sich die Erde weiter erhitzt, wird genau das die Konsequenz sein – mit viel Glück trifft es nur vielleicht nicht mehr die eigenen Kinder. Nicht umsonst bereiten sich die Niederlande darauf vor, ein „Land ohne Boden“ zu werden, und in Miami planen findige Geschäftsleute schon den Verkauf schwimmender Domizile für Reiche.

  • Fakt ist, uns läuft die Zeit davon.

Ausstiegsdaten und die Ergebnisse von Verhandlungsrunden interessieren das Klima herzlich wenig. Es wird keine Rücksicht darauf nehmen, dass Profiteinbußen minimiert und Arbeitsplätze geschützt werden wollen. Und wir wollen nicht länger zuschauen.

Wir werden rebellieren. Rebellieren gegen eine Politik, die die Augen verschließt vor den Tatsachen, die sie doch längst kennt und die sich davor drückt, Verantwortung zu übernehmen und Schritte einzuleiten, die wehtun. Auch den Einzelnen. Es werden unpopuläre Maßnahmen sein – wir müssen Ressourcen sparen, unseren Verbrauch reduzieren. Aber die Zeit an die Vernunft des Einzelnen zu appellieren, ist vorbei. Politik muss handeln und einen fundamentalen Wandel einleiten, der ökologisch sinnvolles Handeln fördert und ökologisch schädliches Verhalten drastisch sanktioniert. Anders wird es nicht gehen.

  • Jetzt müssen wir sichtbar werden.

Sichtbar werden als Bewegung, die den Stillstand nicht länger akzeptiert. Die sich nicht länger an die „Spielregeln“ hält. Demonstrationen werden uns nicht weiter bringen. Sie sind zu leicht zu ignorieren. Was wir brauchen sind Aktionen, die den Betriebsablauf stören, die zeigen, dass wir es ernst meinen mit unserer Kritik und die die Dringlichkeit unseres Anliegens verdeutlichen.

Swarming zum Beispiel, also kurzweilige Straßenblockaden, die an verschiedenen Stellen in einer Stadt dazu führen, dass letztlich der gesamte Verkehr zum Erliegen kommt. Dazu müssen wir aber mehr werden, also raus aus der Komfortzone, Vorträge halten, auf die Dramatik der aktuellen Lage hinweisen und durch kleinere Aktionen Aufmerksamkeit erregen.

Was passiert, wenn wir weitermachen, wie bisher, haben wir dort mit einem „Die-In“, also symbolischem Sterben, inszeniert. Über derartige Aktionen kommt man ins Gespräch und gewinnt Rebell*innen für den Kampf gegen die Untätigkeit. Und was machen wir sonst so? Nun, wir üben auch das Blockieren von Straßen – denn das wird sicher noch eine größere Rolle spielen.

Kontakt: ruhrgebiet@extinctionrebellion.de

Infos: www.extinctionrebellion.de

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