Bitte MEHR Performances!

Geschrieben von Axel Hennig am 15.10.2024

Praktische Tipps für eine zukunftsweisende Aktionsform

Für ein Wochenende im Februar 2024 waren etwa 20 Aktivisti beim (Forum-)Theater-Pädagogen und "Action Kabarettisten" Micha Messermann in Mainz zu Gast.

In seiner großen Theaterhalle haben wir mit ganz viel Spaß, Bewegung und Lebendigkeit geübt, dann gemeinsam zwei kleine, einfache aber ausdrucksstarke Szenen aus unterschiedlichen darstellerischen Elementen erarbeitet und diese zum krönenden Abschluß feierlich "aufgeführt". 

Das haben wir für Euch alle, die Ihr an Performance als Aktionsform interessiert seid, in zwei Videos festgehalten. 

Micha hatte uns dringend geraten, mit unseren Szenen möglichst bald nach dem Workshop Erfahrungen in der Öffentlichkeit zu machen. Bei nur mäßigen Stress - etwas Lampenfieber muß ja sein - ein voller Erfolg!

Schon, als wir uns vor der "öffentlichen Premiere" noch einmal mit unseren Vorübungen im Treptower Park  "aufwärmten", wollten neugierige Passant*Innen mitmachen...

Wir können Euch daher solch einen spielerisch-leichten Aktivismus aller-wärmstens empfehlen!

Hier zunächst einige bewährte
Allgemeine Tipps für eindrucksvoll(er)e Performances:

1. Klarheit

Worum soll es eigentlich gehen? Was soll die zentrale Aussage sein?  -  EINE Aussage reicht meistens.

2. Fokus

Diese Aussage bleibt im Bewußtsein aller Darstellenden. 

So kann sie leichter und deutlicher VERKÖRPERT werden. 

3. Zu viele Details lenken eher ab.

Gerade bei Performances gilt: Weniger ist (oft) mehr!

4. Verzicht auf zu viele Requisiten

Wie kann z.B. ein gestischer oder mimischer Ausdruck eine Requisite ersetzen? 

5. Konzentration

Alle Darstellenden haben eine bestimmte Funktion und drücken ihre Haltung unablässig aus. 

(...statt z.B. in der Gegend umherzuschauen)

6. Support-Gebende...          (= nicht direkt an der Darstellung Beteiligte)

...sollten ihren Fokus (auch bei mehrmaligem Anschauen/Aufführungen) ebenfalls auf das Geschehen richten (Zeigen, Blickrichtung). Das hilft den Darstellenden und sorgt für erhöhte Aufmerksamkeit.

7. Kontraste...

...machen lebendig. Sie entstehen z.B. durch die Methode "Say the Opposite" (z.B. ja / nein, wie im ersten Film ) und auch durch gegensätzliche Qualitäten wie:

laut / leise                    langsam / schnell               Bewegung / Stille 

("Freeze"= abruptes Erstarren im Bewegungsfluss)

8. Ungewöhnliche Bilder und Bewegungen...

...wecken Neugierde und Aufmerksamkeit!

Nun aber die beiden Videos. Sie sind als anregende Beispiele zur Entwicklung eigener, für Euch aktuell passender Performances in Euren Gruppen gedacht!

1. Beispiel-Film: "Das Leben" (Bäume)

Performance als Aktionsform | Beispiel-Film: "Das Leben" (Bäume)

Bewegungen werden in Bezogenheit "verlängert" d.h. von Mitspielenden aufgegriffen und dadurch in ihrer Wirkung verstärkt.. Besonders wird das im gemeinsamen Wachsen und Schwingen der "Bäume" sichtbar, aber auch anhand der gemeinsamen Gesten beider "Holzfäller" und der Gruppe der "Aktivisti". 

Außerdem zeigt sich hier das Gegensatz-Element (Say the Opposite): "Jaaa!" - "Neiiiin!"

2. Beispiel-Film: "Nicht für Shell" (Drei Emotionen)

Performance als Aktionsform | Beispiel-Film: "Nicht für Shell" (Drei Emotionen)

In diesem Beispiel wird v.a. das Element "Bilder stellen"  in einer Abfolge von 3 Szenen genutzt. Hier werden nacheinander 3 Emotionen dargestellt:

•  Entsetzen

•  Trauer

•  Wut 

Zum Schluß noch ein paar Tipps, speziell zur Darstellungsweise  "Bilder stellen":

  • Im Bemühen, still in einer Haltung zu verharren, trotzdem möglichst locker bleiben. Den Atmen bewußt fließen zu lassen, hilft dabei!
  • Eine Person übernimmt die Rolle der Zeitgeberin und markiert das Ende einer Phase z. B. durch einen Handklatsch.
  • Zuschauende könnten - da wo es paßt - eingeladen werden, dazu zu kommen und so auch zu Darstellenden zu werden. - Von welchen Erfahrungen können sie berichten?
  • Sehr wichtig: Bilder sollen lange genug stehen bleiben (Hilfestellung: z.B. etwa bis 30 zählen!)
  • Erst dann sind Bilder eindrucksvoll und den Zuschauenden steht genügend Beobachtungszeit zur Verfügung. So können sie leichter der Empfehlung Berthold Brechts folgen, in einer nüchtern-fragenden Haltung zu verweilen.

Lust auf Performances als KREATIVE AKTIONSFORM für XR? - Ganz egal, ob als Profi, als Amateur*In mit oder völlig ohne schauspielerische Erfahrung: 

Herzlichst Willkommen, wir freuen uns auf Menschen mit Spielfreude und Fantasie!

Kontakt per Mail über: helmstedt@extinctionrebellion.de

Feedback