"Die Welt darstellen, wie sie ist"
Themen wie Erdüberhitzung und der ökologische Kollaps sind - gemessen an ihrer Bedeutung - in den Medien deutlich unterrepräsentiert. Wenn wir als Gesellschaft handlungsfähig bleiben wollen, benötigen wir ehrliche, ausführliche und schonungslose Berichterstattung.
In einem Briefwechsel betont ARD-aktuell, sie müssten "die Welt so darstellen, wie sie ist". Das finden wir auch, würde aber weitreichende Veränderungen in der Klimaberichterstattung bedeuten.
Extinction Rebellion fordert darum: Alle Medien sollen regelmäßig, vollständig und deutlich über die Klima-und ökologische Krise informieren und auf ihre weitreichenden Folgen aufmerksam machen. Es ist dringend notwendig, die politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen zu diskutieren und gemeinschaftlich Lösungsansätze für einen Wandel zu entwickeln.
Wir schlittern in einen Klimakollaps, wenn wir ein mediales "Weiter-So" betreiben.
#WeiterSoWarGestern
Video zur Aktion
Das Nordbündnis wendet sich an alle Medien
Es geht nicht darum, ob der Klimawandel und seine Folgen geleugnet werden. Denn auch die Medienhäuser, die über die Klimakrise berichten, ziehen keine unzureichende Schlussfolgerungen für ihre eigene Arbeit. Aber #WeiterSoWarGestern.
Auch unsere öffentlich-rechtlichen Nachrichtensender senden durchaus Berichte zur Bedrohung durch einen Klimakollaps.
Aber was bedeutet es z.B. für die tagesschau, dass wir nach wissenschaftlichen Erkenntnissen noch wenige Jahre für eine gesellschaftliche Transformation haben oder uns sonst der zivilisatorische Kollaps und der Tod von Milliarden Menschen drohen?
Muss eine neutrale, angemessene Berichterstattung nicht genau dort ansetzen und zeigen, wie groß diese Klimakrise ist und wie ihre Folgen mit allen Lebensbereichen verbunden sind - ebenso wie ihre Lösung?
Das geschieht bislang nicht. Nun folgt ein Gespräch dazu - die Debatte muss starten.
Am Montagmorgen machen Aktivist:innen auf das Problem aufmerksam, indem sie kurz den Verkehr unterbrechen und anschließend die Zufahrt zum betreffenden Medienhaus blockieren. Begleitet von einem dystopischen Schauspiel, welches Formaten wie der tagesschau durch Überspitzung aufzeigt, dass dringend der Krisenmodus angeschaltet werden muss.
Zwei Nachrichtensprecher:innen beginnen im Studio-Setting der tagesschau eine Nachrichtensendung mit unreflektierten Nachrichten zu Wirtschaft, Subventionen, Wetter, Corona, Flugindustrie, Konsum uvm.
Dann allerdings werden sie zunehmend gestört. Ihr ehemals stabiles Umfeld gerät ins Wanken - nach Hitze und Gewitterlärm folgen Rauch, Sturmflut und schließlich der Zusammenbruch des ganzen Studios.
Denn vom langsamen "Klimawandel" statt einer tiefen Krise zu sprechen, und dann seine Verbindung mit zahlreichen anderen Problemen nicht zu beleuchten, spiegelt die existenzielle Bedrohung nicht dar.
Wenn ARD-aktuell und NDR so weiter berichten, droht uns der Klimakollaps und damit der mögliche Zusammenbruch der Gesellschaft. Symbolisch durch ein "Die-In" dargestellt, in dem sich Hunderte Menschen gleichzeitig für einige Minuten totstellen, wird klar, wohin uns ein mediales "Weiter-So" führt.
Die bildstarken sogenannten Red Rebels, Aktivist:innen in aufwändigen, roten Kostümen, machen die Trauer und den Schmerz auf performative Art sichtbar.
Es folgt die Einsicht, dass es so nicht laufen darf und die Nachrichtensprecher:innen haben die Einsicht, dass mit einfachen Schritten eine angemessene Berichterstattung möglich ist. Eine, die auf alle wichtigen Themen der Wirtschaft und Politik den Klima-Blickwinkel wirft und aufzeigt, was auf dem Spiel steht, wenn wir nicht handeln.
Eine, die Menschen aus dem Globalen Süden eine Stimme gibt, die bereits jetzt unter den Folgen unseres Lebensstils leiden und gleichzeitig Lösungen aus der Krise aufzeigt.
Eine, die das 6. Massenaussterben thematisiert und bei Extremwetterereignissen deutlich macht, dass wir es mit unserem Verhalten sind, die zunehmend diese Katastrophen verschlimmern und verursachen. Und ist den Zuschauer:innen bewusst, dass die Corona-Pandemie direkte Folge der Naturzerstörung ist?
Lesen Sie den vollständigen offenen Brief hier.
Wir haben etwas erreicht!
Pressevertreter:innen vom Nordbündnis von Extinction Rebellion werden mit Andreas Cichowicz, dem Chefredakteur des NDR Fernsehen, sowie der Chefredaktion von ARD-aktuell kritisch über die Zukunft der Berichterstattung sprechen.
Auch wenn dem Norddeutschen Rundfunk die Bedeutung der existenziellen Krise noch nicht bewusst scheint und sie daher monatelang andere Termine als wichtiger erachten, wird dieses Gespräch in naher Zukunft stattfinden.
Wir sorgen dafür, dass auf die Wissenschaft gehört wird und pochen auf einer angemessenen Änderung an den drohenden Klimakollaps.
Das bedeutet die Umsetzung unserer Minimalforderungen aus dem offenen Brief.
Es gibt nur wenige Medienhäuser, die ihrer Verantwortung nachkommen. Der "Guardian" hat sich beispielsweise strukturell an diesen wichtigen Moment in der Menschheitsgeschichte angepasst.
Ein Beispielartikel: "Die Welt hat 6 Monate, um die Klimakrise abzuwenden, sagt Energieexperte"
Wie also muss sich Berichterstattung an die Klimakrise anpassen?
Das Nordbündnis fordert, dass die Medienhäuser folgende Punkte bei ihrer Berichterstattung berücksichtigen:
- Beenden Sie die thematische Isolation: Stellen Sie die zugrundeliegenden Verbindungen von Wirtschaft, Politik, Gesundheit, Wohnen, Bildung, Ernährung und weiterer Bereiche zur Klimakrise dar. Der Zusammenbruch unserer Ökosysteme ist kein "Thema", sondern hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche.
Nutzen Sie außerdem den Begriff "Klimakrise" oder "-katastrophe" statt "Klimawandel".
Diese stellen die schweren sozio-ökonomischen Folgen der Erderhitzung wesentlich besser dar. - Zeigen Sie, was auf dem Spiel steht! Über die Folgen des Artensterbens etwa wird unzureichend berichtet. Außerdem ist vielen Menschen ist nicht bewusst, welche Auswirkungen eine +1,5°C wärmere Welt für den Alltag jedes Einzelnen haben wird. Und dass bereits unterhalb von +2°C Kipppunkte erreicht werden, die einen unaufhaltsamen Temperaturanstieg auf +4°C oder darüber auslösen können. Hierfür ist die Einführung eines regelmäßigen Aufklärungsformats wie “Klima vor acht” vonnöten.
- Berichten Sie lösungsorientierter. Um der Bevölkerung Wege aus der Krise zu vermitteln, muss über wissenschaftlich denkbare Chancen stärker berichtet werden.
- Berücksichtigen Sie diejenigen stärker, die bereits jetzt durch Klimafolgen und Naturzerstörung existenziell bedroht sind. Zeigen Sie Stimmen und Geschichten von Menschen im Globalen Süden und von indigenen Völkern.
- Hinterfragen Sie Netto-Null-Ankündigungen von Unternehmen und Regierungen hinsichtlich der CO2-Emissionen stärker in Ihrer Berichterstattung. Weisen Sie darauf hin, dass dies schon seit Jahrzehnten eine Strategie des Greenwashings darstellt. Stellen Sie Handlungen gegenüber Versprechungen in den Vordergrund. Hinterfragen sie, ob Ankündigungen und Handlungen mit dem Pariser Abkommen kompatibel sind.
- Stellen Sie Extremwetterereignisse in Zusammenhang mit menschlichen Treibhausgasemissionen. Die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Wirbelstürmen, Überschwemmungen, Rekordhitzewellen und Dürren kann die moderne Klimawissenschaft ziemlich genau den von Menschen verursachten Treibhausgasen zuordnen.
Könnte dich auch interessieren:
Wer wir sind / Aktionen im Überblick / Tagesberichte
Auch du kannst in ganz Deutschland mitmachen - Schreibe der ARD-aktuell Chefredaktion und dem NDR dein Anliegen für angemessenere Berichterstattung!
Bald folgen hier konkrete Vorlagen, nimm dir gerne jetzt schon Anregungen aus unserem offenen Brief.
Auch die Petition für "Klima Vor Acht" hat eine unzureichende Antwort erhalten - Es sind zwar schon über 26.000 Unterschriften, die Antwort der ARD lautete bisher aber etwa: "Schaut doch in einige Sendungen, die die Klimakrise behandeln (wie "unsere Erde" und "Quarks"), Börse Vor Acht können und wollen wir nicht ersetzen."
Das ist nicht hinnehmbar. Daher werden wir den Druck weiter erhöhen um bei dem Gespräch mit der Chefredaktion handfeste Veränderungen der Berichterstattung anzuregen, die der Klimakrise angemessen sind.
Tolle weiterführende Idee aus Bremen – rufe deinen Radiosender an! Wir haben eine Liste mit passenden Songs erstellt. 😎 Mit Grüßen kannst du auf die Rebellion und deine Gründe dafür aufmerksam machen und so ein breites Publikum erreichen!