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Wir leben regenerative Kulturen

Pausen nehmen, Gemeinschaft genießen oder auch starke Emotionen angesichts der Klimakatastrophe miteinander zu verarbeiten nimmt heute einen besonderen Raum ein. Während im Camp ein buntes Programm bei Groß und Klein für Begeisterung sorgt, bewegen wir uns auf den Straßen mit ruhigeren Tönen.

© Tenzin Heatherbell

Nach einem kurzen Regenschauer hat sich vor dem Küchenzelt eine Schlange gebildet, es gibt heiße Waffeln. Die Hände um einen Becher geschlossen lächeln Menschen in die Sonne, sie machen kurz Kaffeepause. Gleich geht das Aktionstraining weiter. Einige sind erst vor kurzem nachgekommen und werden umso freudiger begrüßt – manchmal haben wir uns monatelang nur am Bildschirm gesehen. Wir genießen diese Zeit miteinander, es ist ein wichtiger Teil der Regeneration. Wer tiefer gehen möchte, findet beim Emotional Debrief einen Raum, um zu teilen und zuzuhören. Welche Gefühle und Gedanken haben wir gerade, nach den Erlebnissen der ersten Aktion? Wir möchten verarbeiten und wieder zu Kräften kommen.

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Im Kunstzelt werden Shirts mit XR-Logos und verschiedenen Tiermotiven bedruckt oder mit Stempeltechnik noch ein paar Flaggen für die nächsten Aktionen vorbereitet. Vor dem Zelt füllt sich der Boden langsam mit bunten Kreidebotschaften. Eine Gruppe hängt selbstgenähte Wimpel auf. Im Filmzelt wird kurzfristig umgeplant, auch mit Luftmatratzen und Decken lässt sich der Raum nicht ausreichend abdunkeln, um den Film Radical Resilience vorzuführen. Wir steigen dafür ein in die Diskussion: Wie sehen und leben wir Resilienz, also Widerstandsfähigkeit gegenüber aktuellen sowie kommenden Krisen, in der Gruppe und nicht nur als einzelne Personen?

Danke an alle kreativen Rebelli, die mit ihren Workshop-Ideen einen wunderbaren Beitrag geleistet haben zur Regeneration in der XR-Bewegung!

© Tenzin Heatherbell
© Tenzin Heatherbell

Klimastreifen als Geh-Meditation

Während es im Camp eher etwas trubelig zugeht, ist eine Gruppe eingekleidet in die Farben der Klimastreifen ganz langsam und bedacht in der Stadt unterwegs.

Einatmen. Der erste Schritt. Ausatmen. Der nächste Schritt. So langsam wie die Klimakatastrophe sich ihren Weg in unsere Realität bahnt, so langsam schreiten die Aktivisti an diesem Sonntag durch die Berliner Straßen. Ihre blauen und roten Gewänder symbolisieren: Es wird, langsam, aber sicher, immer heißer.

Die von der Gruppe “Brücke des Glaubens” angemeldete Aktion “Menschlicher Klimastreifen” beginnt am Henriette Herz Platz. Dort ist erstmal Umziehen angesagt: in die blauen und roten Gewänder. Alle ordnen sich in einer Reihe an und warten auf das Startzeichen. Einige haben ihre Kinder an der Hand oder, als Zeichen für ihre Verbundenheit mit der Natur, Blumen zwischen den Fingern. “Wir synchronisieren den Atem mit dem Gehen, um jede Bewegung bewusst wahrzunehmen”, sagt der Meditationsleiter, um die Gruppe vorzubereiten.

© Tenzin Heatherbell

Es ist 15 Uhr. Schweigend ziehen in einem Meditationszug 100 Rebelli bedächtig los. Ihre Hände sind gefaltet, der Blick gesenkt, manche haben ihre Augen geschlossen. Auch Sabine ist Teil des Zugs: “Ich bin in Sorge um all die Lebewesen dieser Welt und weil wir den fossilen Ausstieg brauchen – und zwar jetzt.” Deshalb ist sie heute dabei.

Auf seinem Weg trennt der Meditationszug die idyllisch im Wind rauschenden Pappeln im James-Simon-Park vom hastigen Treiben in den Bars. Zwischen der achtsamen Langsamkeit der Aktion und der Unruhe des Berliner Alltags spannt sich ein skurriler Kontrast auf. Die Botschaft: Wir müssen raus aus dem konsum-fokussierten Leben und der Ausbeutung unseres Planeten und stattdessen zu einer gesunden und achtsamen Lebensweise zurückfinden, um wieder im Einklang mit der Natur zu leben: im Hier und Jetzt. Die etwa 150 Meter lange Menschenkette kommt nach einer Stunde beim Lustgarten an.

© Tenzin Heatherbell
© Tenzin Heatherbell

Riesiges XR Logo im Berliner Hauptbahnhof

Diese Aktion ist kurz und knackig: Ein riesiges Banner 10x10 Meter fällt von der Galerie im Hauptbahnhof. Mehrere Minuten lang hängt es in der Bahnhofshalle. Vor kurzem hat es noch Gebäude in Paris geschmückt, jetzt signalisiert es den eilig Reisenden: Wir sind hier! Macht euch auf weitere Aktionen in den kommenden Tagen gefasst.

© Pilger
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