Ungehorsames Straßenfest – Für Gemeinschaft statt Ausbeutung
Zum heutigen Auftakt der Herbst-Rebellion feiern wir mit ca. 350 Leuten auf der Straße und zeigen: Eine bessere Welt ist möglich! Ein buntes Straßenfest zeichnet ein Bild davon, wie diese Welt aussieht: Bunt, friedlich, kreativ mit offenen Straßen, die den Menschen gehören und für alle zugänglich sind. Eine Welt, die sich alle leisten können und in der wir nicht von der Macht Einzelner abhängig sind. Und: Es ist eine Welt, die Spaß macht. Denn nur so können wir überleben - und das wollen wir!
Camp am Invalidenpark
Bereits am Donnerstag haben Rebelli mit vereinten Kräften das Camp aufgebaut. Ca. 200 Aktivist:innen haben dort ihre Zelte aufgeschlagen und kommen für gemeinsame Mahlzeiten, Workshops, Morgen-Yoga und abendliches Musizieren zusammen.
Die Herbst-Rebellion ist eröffnet
Bei den Einstiegsreden im Invalidenpark machte Ferat Koçak (Genug ist Genug) klar: Die Klimakrise verlangt nicht nur ökologische, sondern immer auch soziale Veränderungen. “Wer das Klima retten will, muss die Macht der Konzerne und der Reichen angreifen”, sagte er. Denn wir kämpfen gegen ein System, in dem Mensch, Tier und Natur von den Mächtigen ausgebeutet werden. Diese Ungerechtigkeiten passieren auch hier bei uns, aber vor allem gegenüber Menschen im globalen Süden. Darauf machten Chit Dubey, Mit-Gründer von XR Indien, sowie Sof und eine weitere Sprecher:in von Voices of Guatemala aufmerksam. Was es dazu braucht, ist ein Systemwandel und der radikaler Abschied von der fossilen Lobby. Und: Wut! Davon haben wir genug und sie bringt uns ins Handeln, wie Isi von Extinction Rebellion in ihrer Rede feststellt. Sie fordert alle auf, den Wertewandel zu leben, den es für eine klimagerechte Welt braucht.
Ungehorsame Aktion: Straße den Menschen!
Gegen Mittag brechen die einzelnen Bezugsgruppen in verschiedene Richtungen auf. Aber sie haben ein gemeinsames Ziel: Die U-Bahn-Station Schlesisches Tor in Kreuzberg. An diesem lebendigen Knotenpunkt herrscht reges Samstags-Treiben, Passant:innen schieben ihre Räder durch die Sonne, holen sich an den zahlreichen Imbiss-Buden schnell was auf die Hand.
Gegen 14 Uhr sprießt hier unser buntes Straßenfest aus dem Boden. Von allen Seiten blockieren Rebell:innen die Straßen, “Heute Straßenfest” ist auf den Schildern zu lesen. Die ankommenden Aktivist:innen strömen aus der U-Bahn-Station. Im Zentrum der Blockadefläche steht ein pinkes Auto mit der Aufschrift “Straßen den Menschen”, von dessen Dach Ansprachen und Musik erschallen. An der Hochbahnbrücke prangt ein großes “Welcome to the Rebellion”-Banner. Wimpelketten schmücken die Straße, Seifenblasen glitzern in der Sonne. Mit einer offenen Küche, kreativen Bastel-Stationen, Sitzbänken aus Heuballen schaffen wir einen lebenswerten öffentlichen Raum.
Tanzende Aktivist:innen genießen die Live-Musik und verbreiten gute Stimmung. Verschiedene Sitzgruppen laden zum Aufenthalt und Austausch ein, spontan bilden sich Gesprächsrunden mit Menschen aller Altersgruppen.
In der mobilen Küche schnippeln Aktivist:innen gerettetes Gemüse und drücken den Rebelli und interessierten Passant:innen Teller mit veganem Essen in die Hand. Ein grüner Dill-Zweig ragt aus einer Eintopf-Insel wie ein kleiner Baum.
Kreidebilder statt Bremsspuren
Auf der Straße entstehen bunte Kreidebilder, Seifenblasen statt Abgase wabern durch die Luft. “Wir wollen hier einfach leben und Spaß haben”, sagt eine Aktivistin. “Wir wollen sichere Fahrradwege, um unterwegs sein zu können, ohne Angst zu haben, vom Auto überfahren zu werden.” Die heutige Aktion gibt einen Vorgeschmack darauf, wie eine bessere Welt auf der Straße aussehen kann: Die Autos werden verbannt und die Straßen dem Kiez zurückgegeben. Denn die Verkehrswende ist Teil des Systemwandels, den wir für eine klimagerechte Welt brauchen.
Von der Kunstfreiheit gedeckt
An verschiedenen Ständen können Leute Kleidung bedrucken, egal ob selbst mitgebracht oder aus dem Fundus der Aktion. Einige Meter weiter spielt Isi auf einem Klavier den Kunstfreiheit-Song von Danger Dan. Arielle von Animal Rebellion hat ihre Hand an das Klavier geklebt. Angekettet und angeklebt, um so lange zu bleiben wie möglich – aber trotzdem glücklich. Arielle blockiert die Straßen, weil es ihr gegen den Strich geht, wie die Tier-Industrie die Klimakrise anheizt.
Räumung bis in die Abendstunden
Auch die Polizei lässt nicht lange auf sich warten, bleibt aber ruhig und zunächst beobachtend. Ein Sprecher der Polizei erklärt das Straßenfest zur Versammlung und fordert alle Anwesenden auf, die Straßen zu verlassen. Gegen 15:20 Uhr beginnt die Räumung, die friedlich und recht organisiert abläuft. Einzelne Besucher:innen der umliegenden Imbissbuden und Schaulustige, die den Ort nicht rechtzeitig verlassen haben, wurden teilweise kurzerhand mitabgeführt. Die Räumung zieht sich bis etwa 20:00 Uhr.
Insgesamt blicken wir auf einen gelungenen Auftakt-Tag zurück! Und der zivile Ungehorsam geht weiter! Unser Programm findest du hier: https://extinctionrebellion.de/aktionen/herbst-rebellion/zeitplan/. Schließ dich der Bewegung an!
Medien-Resonanz
Die Presse ist auch begeistert von der Rebellion: BILD bezeichnet XR als Klima-Kleber. Besonders lesenswert, weil er viele persönliche Einblicke liefert, ist der heise-Bericht.
heise.de
Klima Aktionstage in Berlin Blockade als Strassenfest
Tagesspiegel
„Extinction Rebellion“ in Berlin-Kreuzberg: Klimaschutz-Gruppe blockiert Straßen mit Klavier, mobiler Küche und „Achtsamkeitsraum“
BZ Berlin
„Extinction Rebellion“ blockiert Schlesisches Tor in Kreuzberg
Berliner Morgenpost
Extinction Rebellion kündigt weitere Aktionen für Sonntag an
Süddeutsche Zeitung
Klimaschützer blockieren Kreuzung am Schlesischen Tor
t-online
Klimaschützer blockieren Straße mit Klavier
bild.de