Donnerstag, 18.6.

Zur symbolischen Uhrzeit fünf nach 12 haben sich heute sieben Göttinger Bürger:innen vor dem Neuen Rathaus mit Fahrradschlössern angekettet, um unserer ersten Forderung Ausdruck zu verleihen. Konkret forderten die Festgeschlossenen die Anerkennung des Klimanotfalls in Göttingen und auf Bundesebene.

Die Schlüssel zu den Schlössern wurden dem Göttinger Oberbürgermeister Rolf-Georg Köhler (SPD), sowie den Parteien CDU, SPD, DIE GRÜNEN, LINKE, FDP, DIE PARTEI und PIRATEN zugestellt – zusammen mit persönlichen Briefen. Dabei wurden die Bundestagsabgeordneten Thomas Oppermann (SPD), Fritz Güntzler (CDU), Jürgen Trittin (GRÜNE) und Konstantin Kuhle (FDP) persönlich adressiert. In ihren Briefen erklärten die sieben Aktivist:innen die Beweggründe ihrer drastischen Aktion und forderten die Politiker:innen auf, sich für die Anerkennung des Klimanotfalls einzusetzen.
Der Deutsche Bundestag hat am 22. September 2016 einstimmig - ohne eine einzige Gegenstimme - das Pariser Klimaschutzabkommen ratifiziert. Unsere Göttinger Bundestagsabgeordneten sollte eigentlich nichts davon abhalten können, den von ihnen selbst beschlossenen Klimaschutz zu ihrer höchsten Priorität zu machen. Der Klimanotfall muss öffentlich anerkannt werden.

Auch die Stadt Göttingen verfehlt die in ihrem „Masterplan 100% Klimaschutz“ anvisierten Ziele deutlich. Das ist kein angemessener Umgang mit einem existentiellen Risiko für unsere Gesellschaft. Wir brauchen entschlossenes, sofortiges Handeln! Stattdessen hat die Stadt sich im „Masterplan“ mit der Maßgabe „Klimaneutralität 2050“ ein bequemes Ziel in weiter Zukunft gesetzt. Schon diese Zielvorgabe ist nicht auf die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels aus dem Pariser Abkommen ausgerichtet. Aber selbst dieser wenig ambitionierten Plan wird nicht eingehalten.

Hintergrund

Klimaforscher:innen aus aller Welt warnen seit Jahren, dass die Eskalation der Klimakatastrophe unter anderem durch zunehmende Naturkatastrophen eine Gefahr für das Fortbestehen der menschlichen Zivilisation darstellt. So erklärten im Jahr 2019 über 11.000 Wissenschaftler:innen gemeinsam, die Welt befinde sich im Klima-Notstand [1]. Auch die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina warnte im Jahr 2019 in einer Stellungnahme, bei einer glaubwürdigen Klimapolitik gehe es darum, „den sich abzeichnenden ökologischen und zivilisatorischen Systemkollaps zu verhindern“ [2].

[1] Ripple, W. J., Wolf, C., Newsome, T. M., Barnard, P., & Moomaw, W. R. (2019). World Scientists’ Warning of a Climate Emergency. BioScience, biz088. https://doi.org/10.1093/biosci/biz088

[2] Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina. (2019). Klimaziele 2030 - Wege zu einer nachhaltigen Reduktion der CO2-Emissionen. Halle (Saale). Seite 8. https://www.leopoldina.org/publikationen/detailansicht/publication/klimaziele-2030-wege-zu-einer-nachhaltigen-reduktion-der-co2-emissionen-2019/