Wälder erhalten!

Thema Wald & Klimakrise

Ohne das Stoppen des Waldverlusts, z.B. durch Kahlschläge für Anbauflächen oder Viehproduktion, ist laut Wissenschaftler*innen die 1,5-Grad-Grenze nicht einzuhalten. Dies liegt zum einen an der Funktion des Waldes als riesiger Emissionsspeicher: durch Fotosynthese sind riesige Mengen an Kohlenstoff in Wäldern gespeichert. Zum anderen ist Wald aktuell die größte Kohlenstoffsenke der Erde: jährlich bindet er rund 2 Milliarden Tonnen CO2, was ca. 6 % der globalen Kohlenstoffemissionen entspricht. Der deutsche Wald bindet jährlich die Kohlenstoffemissionen der deutschen Industrie, welche 7 % der gesamten deutschen Emissionen ausmachen. Berechnungen ergeben, dass durch die Erweiterung des globalen Waldes ein Viertel der zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze benötigten Menge CO2 aus der Atmosphäre gezogen werden könnte. Doch aktuell sind wir von einer Erweiterung des Waldes noch weit entfernt.

Wodurch sind Wald und Natur weltweit, in Deutschland und in Leipzig in Gefahr?

Aktuell sind noch ein Drittel der Landfläche weltweit mit Wald bedeckt. Doch seit 2000 sind 10 % der weltweiten Waldfläche verloren gegangen und ein Drittel aller bekannten Baumarten vom Aussterben bedroht. Vom Ziel, den Waldverlust der Tropenwälder bis 2020 zu halbieren, sind wir weit entfernt: die Zerstörung des Waldes für wirtschaftliche Zwecke erfolgt dagegen so rasant wie noch nie. Die damit einhergehende Landnutzungsänderung ist außerdem der größte Verursacher von Biodiversitätsverlust, welcher das sechste Massensterben der Erde vorantreibt. Auch der deutsche Wald ist in Gefahr: nur noch jeder fünfte Baum wird als gesund eingestuft. Neben Trockenheit und Hitze setzen ihm auch Sturm und Schädlinge zu. Außerdem wird der deutsche Wald größtenteils nicht naturnah bewirtschaftet, was ihn weniger widerstandsfähig macht.

Und dann sind da noch die Abholzung der deutschen Wälder für klimaschädliche Bauprojekte, die wir schon letztes Jahr mit einer ähnlichen Aktion kritisierten. Das prominenteste Beispiel hierfür ist der Hambacher Forst, welcher obwohl er einen nach EU Richtlinien sehr schützenswerten Lebensraum darstellt für die Profitgier des Kohlekonzerns RWE starkt dezimiert wurde. Nun soll der rheinische Ort Lützerath dran glauben, obwohl im Rheinischen Braunkohlerevier ein Drittel der deutschen CO2-Emissionen verursacht werden und die Abbaggerungspläne nicht mit der 1,5-Grad-Grebze vereinbar sind.

Auch in Deutschland wird sich viel zu oft für die Interessen großer Konzerne über Recht und Moral hinweggesetzt. Dies zeigen u.a. auch die gewaltsame Räumung im einst gegen den Autobahnbau A49 besetzten Dannenröder Forst. Beim Danni, wie auch bei der Räumung des Hambacher Forstes gibt es massive rechtliche Zweifel und die Besetzer*innen sind immenser Repression ausgesetzt. In diesem Zusammenhang ist neben Wäldern auch die Bedeutung von Mooren zu erwähnen, welche nochmal doppelt so viel Kohlenstoff speichern, wie alle Wälder weltweit, welches bei der Entwässerung für Torfabbau oder Bauprojekte in kürzester Zeit freigesetzt wird. Dies droht z.B. durch den Bau der A20 in Norddeutschland, welche durch Marsch- und Moorlandschaften führt. Und auch im Wald Heidebogen bei Ottendorf Okrilla nahe Dresden sind naturgeschützte Moore und Waldmoore durch die weiterhin geplante Erweiterung der Sand- und Kiesabbaufelder gefährdet, welche sich im Wassereinzugsgebiet befinden.

Bei allen der oben genannten Bauprojekte gibt es weiterhin verschiedene Formen des Protestes und Widerstandes, mit denen wir uns ausdrücklich solidarisieren! #HambiBleibt #DanniBleibt #LütziBleibt #MoorBleibtMoor #GarniBleibt #HeiboBleibt #FreeElla

Und auch auf Leipziger Ebene wird nicht genug für den Erhalt und Schutz von intakten Lebensräumen getan, trotz des 2019 ausgerufenen "Klimanotstandes". Stattdessen wird dieser sogenannte Klimanotstand durch zahlreiche Bauprojekte und Wirtschaftsinteressen noch weiter befeuert: Obwohl zusätzliche Flächenversiegelung Hochwassergefahr und Artensterben weiter verstärkt, feiert sich die Stadt Leipzig im Wirtschaftsbericht 2021 für die Zunahme an Gewerbeflächen und Industriegebieten. Dass für Bauprojekte auch gern bestehende wertvolle Vegetation zerstört wird, zeigt das Beispiel Wilhelm-Leuschner-Platz, dessen Bebauungsplan und die damit einhergehende Zerstörung wertvollen Lebensraumes die Stadt mit allen Mitteln durchzusetzten versucht. Oder auch der Bebauungsplan des Geländes des ehemaligen Parkkrankenhauses Dösen, wo für 600 Parkplätze an die 500 teils uralte Bäume gefällt werden sollen. Und auch für den Erhalt des Leipziger Auwalds, welcher zu den größten erhaltenen Auwaldbeständen Mitteleuropas zählt und durch zunehmende Trockenheit massiv gefährdet ist, werden keine ausreichenden Renaturierungsmaßnahmen ergriffen.

Wie erhalten wir den Wald?

Wälder haben das Potential, die Klimakrise abzupuffern, und um weitere Emissionen zu vermeiden, ist jeder einzelne Baum wichtig. Doch sollten wir Wälder als Orte der biologischen Vielfalt, Lebensräume und Erholung nicht einzig auf ihre Fähigkeit der Emissionsreduktion reduzieren und diese auch nicht einzig auf Wälder abwälzen. Der Haupttreiber der Klimakrise ist immer noch der Kapitalismus, welcher die Ausbeutung und Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen erst profitabel macht. Dadurch kratzen jegliche Versuche, den Waldverlust innerhalb des bestehenden Systems aufzuhalten, nur an der Oberfläche oder täuschen über die weiterhin stattfindende Zerstörung hinweg. So haben beispielsweise Recherchen gezeigt, dass das FSC-Siegel keine Garantie für nachhaltige Waldbewirtschaftung ist, sondern ähnlich des MSC-Siegels beim Fischfang eher eine Beruhigungspille für den Verbraucher, da keine effektive Kontrolle der Richtlinien möglich ist. Und der kürzlich beschlossene REDD+ Mechanismus, der armen Ländern finanzielle Anreize für den Waldschutz bietet, wälzt die Verantwortung auf diese ab, während die Hauptverursacher ihre eigenen Klimaziele zurückschrauben. Wir müssen aufhören, den Wald nur als Produktionsfläche zu sehen, die es zu bewirtschaften gilt, brauchen eine naturnahe Waldbewirtschaftung und außerdem einen Systemwandel, um den Waldverlust aufzuhalten.

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