Black Friday 2021

BLACK FRIDAY – EIN SCHLECHTER TAG FÜR MENSCH UND NATUR

Mit unseren Aktionen diese Woche wollen wir auf die weiterhin ungebremste Zerstörung unseres Planeten aufmerksam machen. Diese Zerstörung und die damit verbundene Ausbeutung großer Teile der Menschheit werden vom Konsumwahn, hinter dem Großkonzerne und Werbeindustrie stehen, maßgeblich angeheizt. Der Black Friday offenbart dieses Phänomen in aller Deutlichkeit. Schon Wochen im Voraus werden die Menschen in den Sozialen Medien, auf der Straße und im Fernsehen mit Werbung für diese Tage überhäuft. Und es funktioniert für die Unternehmen. In den USA sind alleine die Online-Umsätze 2020 am „Black Friday“ um 26% gestiegen im Vergleich zum Vorjahr, und auch in Deutschland steigen sie jedes Jahr signifikant.

Für wen es nicht funktioniert, das sind unsere Lebensgrundlagen. Und für wen es auch nicht funktioniert, das sind die Menschen, die weltweit von den Unternehmen ausgebeutet werden.

Die Politik versagt seit Jahrzehnten darin, dem entgegenzuwirken, und das endlich für 2023 beschlossene Lieferkettengesetz ist so durch den Einfluss von Lobbyverbänden abgeschwächt worden, dass es den längst überfälligen Wandel nicht bringen kann.

Wir brauchen eine Abkehr von diesem Konsumwahn! Wir brauchen einen Systemwandel!

Schlechter Tag für die Menschenrechte

Hinter jedem Produkt, welches in unseren Regalen steht, steckt mindestens eine menschliche Arbeitskraft. Im schlimmsten Falle sogar ein Menschenleben. Ob Kleidung, Elektroware oder Dekoartikel – die hier für Spottpreise angebotenen Produkte werden überwiegend in Ländern des globalen Südens produziert, wo Arbeiter*innen unter lebensbedrohlichen Bedingungen für einen Hungerlohn arbeiten.

Bangladesch ist das Land mit den niedrigsten Löhnen der Welt. Und genau aus diesem kommt ein Großteil der Kleiderstücke der Fast-Fashion-Branche. Die meist weiblichen Arbeiter*innen leisten, zu den mehr als 12 Stunden Arbeit, täglich weitere Überstunden, um sich ein Leben auch nur annähernd leisten zu können. Sie schlafen auf den Böden der häufig maroden und einsturzgefährdeten Fabriken, haben keine Versicherungen, Mutter- oder Krankenschutz und werden oft am Arbeitsplatz sexuell belästigt, nur damit deutsche Firmen am Ende ein Shirt, welches in 4 Wochen wieder aus dem Trend fällt, am Black Friday für 2 Euro verkaufen können.

Damit große Firmen wie Apple, Samsung, Huawei etc. jedes Jahr neue Modelle ihrer Smartphones und Laptops mit teils unscheinbaren „Verbesserungen“ verhökern können, müssen die Rohstoffe der Batterien, wie zum Beispiel Kobalt, in Billiglohnländern des globalen Südens abgebaut werden. Dort arbeitet die gesamte Bevölkerung, um diese Erze an Konzerne des globalen Nordens zu liefern. Männer graben die gefährlichen Löcher, Kinder sortieren das Kobalt und Frauen waschen es in den Stauseen. Alles für einen Euro pro Tag und mit dem Risiko von Haut- und Lungenerkrankungen.

Aber auch für Arbeitende in Deutschland ist der Black Friday kein Tag zur Freude. Auch wenn die Arbeitsbedingungen hier nicht wie oben genannte aussehen, ist es noch ein weiter Weg, um ein gerechtes Arbeitsverhältnis zu schaffen. Die Lager- und Lieferarbeiter*innen der Onlinehändler*innen und Warenhäuser müssen ebenfalls Überstunden leisten. Wenn zum Beispiel die geforderte Menge an Paketen in bestimmter Zeit nicht ausgeliefert wurde, werden abends Überstunden drangehängt oder wird die Pause gekürzt. Auch aus den Lagerräumen des Riesen Amazon wird von miesen Arbeitsklimas, Unfällen und ungerechtfertigten Kündigungen berichtet.

Die supergünstigen Preise funktionieren nur auf Kosten der Arbeiter*innen, im globalen Süden und auch in Deutschland.

Schlechter Tag für die Umwelt

Der „Black Friday“ ist kein guter Tag für die Umwelt und die Lebewesen, die in ihr leben. Wir befinden uns in einer 1,2°C wärmeren Welt, und auch die bedeutet weltweit schon gerade für Menschen aus dem Globalen Süden die Hölle. Unser Konsumwahn und die damit verbundene Großindustrie sind ein wichtiger Faktor der uns ungebremst auf eine Welt zurasen lässt, die sich weit über 2 Grad erhitzen wird, denn unser Konsum verschlingt weltweit Ressourcen, verursacht riesige Emissionen und verschmutzt auch und gerade an den Produktionsorten massiv die Umwelt.

Ein Beispiel ist die Baumwolle. Nicht nur, dass diese häufig unter unmenschlichen Bedingungen gewonnen wird, für den Anbau von Baumwolle bedarf es ungemeiner Wassermengen. So werden für die Gewinnung von einem Kilogramm Baumwolle 200 Badewannen voll Wasser benötigt. Bei der Weiterverarbeitung werden dann verschiedenste Chemikalien verwendetet und am Ende landet vieles davon in den Flüssen. Anschließend wird die Kleidung in die Welt verschifft oder geflogen und verursacht so zudem den Ausstoß von Unmengen an CO2. So zerstört unser Konsum lokale Ökosysteme in Ländern des Globalen Südens, treibt die Menschen in untragbare Arbeitsverhältnisse und befeuert nebenbei noch die Klimakatastrophe, deren Folgen diese Menschen zuerst zu spüren bekommen. Und wofür das Ganze? Damit 40% der Klamotten auf dem Markt am Ende gar nicht verkauft werden, weil es wöchentlich neue Kollektionen gibt.

Ähnlich läuft es auch bei der Produktion von technischen Produkten ab, die am Black Friday besonders beliebt sind. On top braucht es aber zur Herstellung dieser Produkte meist seltene Erden, deren Gewinnung höchst gefährlich für die Arbeitenden ist und zusätzlich die lokale Umwelt zerstört.

Am Ende resultiert dieser Konsum dann in riesigen Müllbergen, die wieder einmal zu großen Teilen an andere Orte der Welt ausgelagert werden.

Auch grüner Kapitalismus führt in die Klimakatastrophe

All diese Missstände sind Auswüchse des Kapitalismus. Und auch kapitalistische Unternehmen merken, dass sich die Zeit des unbeschwerten Massenkonsums dem Ende neigt. Daher streben sie einen Imagewechsel an, um Kund*innen weiterhin ohne schlechtes Gewissen zum Konsumieren zu bewegen, ohne im operativen Geschäft konkrete Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit systematisch verankert zu haben. Ein bezeichnendes Beispiel dafür ist das als Recycling-Material beworbene, jedoch vor allem aus geschredderten neuwertigen Retoure-Sneakern hergestellte Material „Nike Grind“.

Diese Art des Marketings ist typisch für große Unternehmen: Eine vermeintlich nachhaltige Maßnahme soll über die im Hintergrund weiter ablaufenden zerstörerischen Produktions- und Wirtschaftsweisen hinwegtäuschen. Dies zeigt das, was Konsument*innen möglichst verborgen bleiben soll: Nachhaltiges Wirtschaften ist im Kapitalismus nicht möglich.

Für den Schutz von Mensch und Umwelt brauchen wir einen Systemwandel – keine Scheinlösungen, die effektive Veränderungen aufhalten. Dafür sollten wir uns vor Augen halten, dass der globale Kapitalismus nicht so unausweichlich ist, wie er gern dargestellt wird: Er basiert auf veralteten Annahmen des Wachstums und hat uns innerhalb von 200 Jahren massenhaften „Wohlstand“ durch massenhafte Ausbeutung und Naturzerstörung beschert.

Eine solidarische Lebensweise, die statt Wirtschaftsinteressen das Gemeinwohl als höchstes Gut ansieht, an dem alle Entscheidungen ausgerichtet werden, ist möglich und wird auf lokaler Ebene bereits erfolgreich praktiziert.

Feedback