Weltweiter Protest gegen Nutzung von Erdgas

Extinction Rebellion und Ende Gelände blockieren Straße am Umweltministerium in Hannover

Hannover, 11. Dezember 2020. Seit 12.30 Uhr blockieren rund 80 Aktivist:innen von Extinction Rebellion (XR) und Ende Gelände (EG) aus Hannover, Lübeck, Lüneburg, Hamburg, Hildesheim, Braunschweig, Bremen und Göttingen das Leibniz Ufer vor dem niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz in Hannover. Acht von ihnen haben sich auf der Straße angekettet.

Unter dem Motto „Sauberes Gas ist eine dreckige Lüge“ protestieren sie gegen die Nutzung von Erdgas als angeblich klimafreundliche Brückentechnologie. Die Aktivist:innen der Klimagerechtigkeitsbewegung fordern die Regierung auf, den Import von Flüssiggas einzustellen und deutsche Konzerne für ihren Beitrag zur Klimakrise zur Verantwortung zu ziehen.

„Fossiles Gas ist keine klimafreundliche Zwischenlösung. Neben CO2 entweichen auch Unmengen von Methan aus Leckagen in den Pipelines und beim Fracking. Methan ist 80-mal klimaschädlicher als CO2. Rechnet man Förderung und Transport mit, ist die Klimabilanz ähnlich verheerend wie bei Kohleverbrennung“, sagt Ralf Neite vom XR-Presseteam Hannover.

Die Forderungen

Konkret fordern die Aktivist:innen

  • den Ausbau von Erdgasinfrastruktur zu stoppen und kein Erdgas mehr zu importieren,
  • auf die Nutzung erneuerbarer Energien umzustellen,
  • einen rechtlichen Rahmen für das Handeln deutscher Unternehmen im Ausland zu schaffen,
  • alle Betroffenen von Landverlust und Krankheit durch Erdgasförderung zu entschädigen.

Große Mengen des importierten Erdgases werden mittels Fracking gewonnen (shale gas). Dazu wird ein Mix aus Chemikalien und Wasser in tiefe Schichten des Schiefergesteins gepresst, große Mengen Methan entweichen und giftiges Abwasser gelangt in die Umwelt. Um das Gas, auch konventionell gewonnenes, für den Transport zu verflüssigen, wird bis zu einem Drittel der transportierten Energie aufgewendet.

Fracking ist in Deutschland verboten, aber deutsche Unternehmen wie Wintershall DEA fördern und importieren Fracking-Gas aus anderen Ländern. Die Bundesregierung sowie die Landesregierungen in Niedersachsen und Schleswig-Holstein unterstützen die Förderung von gefracktem und konventionell gefördertem Gas weltweit durch Subventionen und Exportgarantien und den Import von Flüssiggas durch den Bau neuer Infrastruktur.

Weltweiter Aktionstag

Parallel finden auch in Berlin, Göttingen, Jever und Kiel Protestaktionen von XR, EG, dem Bündnis gegen fossiles Gas – No Room for Gas – und weiteren Gruppen statt. Die Proteste reihen sich in einen weltweiten Aktionstag unter dem Motto "Shale must fall" ein. Dabei stehen auch die globalen Auswirkungen der Erdgasnutzung und die Solidarität mit betroffenen Menschen in Fracking-Förderregionen im Fokus. Bevölkerungsgruppen im globalen Süden verlieren den Zugang zu ihrem Land, das Grundwasser dort wird kontaminiert und die Fracking-Chemikalien verursachen Krankheiten wie Lungenkrankheiten und Krebs.

„Unser Energiehunger darf nicht auf Kosten des Klimas und auf Kosten fundamentaler Menschenrechte in anderen Ländern gestillt werden. Globale Solidarität ernst zu nehmen heißt, dass wir nicht dabei zuschauen, wie Menschen im Globalen Süden die Existenzgrundlage entzogen wird, nur um Wirtschaftswachstum in Europa zu ermöglichen", erklärt Anna Wüstenfeld, eine Sprecherin von Ende Gelände. "Der Ausbau der Erdgasförderung ist nicht nur eine Klimakatastrophe, sondern auch eine weitere Form neokolonialer Ausbeutung.“

Die detaillierten Forderungen des Bündnisses sind in der „Hamburger Deklaration gegen fossiles Gas“ zusammengefasst: www.noroomforgas.org.

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