München. Anlässlich einer Stadtratssitzung, bei der über die Internationale Automobil- Austellung (IAA) 2025, 2027, 2029 und 2031 entschieden werden sollte, protestierten auch heute wieder Klimaaktivist*innen vor dem Münchner Rathaus mit einer unangemeldeten Versammlung.
Wild lachend, rasant auf Bobbycars unterwegs, rumpeln Klimaaktivist*innen vor dem Münchner Rathaus um ein Banner. "Klimaschutz statt IAA. Geld für Öffis, nicht für Autobahnen.", steht darauf - und auf den Rücken der Menschen in Maleranzügen: "NO IAA". "Keine IAA." Die erwachsenen Menschen auf winzigen Autos führen die Automobilindustrie bei der IAA vor. Riesige Konzerne, geführt von Miliardär*innen, liefern dort eine ebenso aberwitzige Show. Sie kann, angesichts von Klimakrise und sozialer Ungerechtigkeit, nicht anders wirken als absurd.
Schon gestern drangen Aktivist*innen in das Rathaus ein, um den neu gewählten Klimarat zu unterstützen und dem Stadtrat zu zeigen, dass sie dieses Fest der Automobil-Lobby nicht ohne Widerstand hinnehmen werden - auch 2025 nicht. Die Klimabewegung kreidet die IAA als Greenwashing-Event der fossilen Industrie an. Die IAA verkörpere Täuschung und Ablenkung. Sie sei nichts als „eine gigantische Auto-Propaganda-Show", so Adrian von Extinction Rebellion. Dass alles so bleiben könne, wie es ist, nur „in elektrisch", sei ein trauriger Wunschtraum - und auch ohne Klimakrise sei eine entschlossene Verkehrswende nichts als angemessen.
Denn eine Bilanz aus dem Autowahn Deutschlands sind Verkehrstote (allein letztes Jahr 1200 in Deutschland!), Mikroplastik, Abgase, Stickoxide, Feinstaub, Lärmbelastung und dadurch weniger Lebensqualität und Sicherheit, gerade in Städten wie München. Autos - die immerhin durchschnittlich 23 Stunden am Tag ungenutzt herumstehen - nehmen zudem Platz ein, der auch mit Radwegen, Grünstreifen und Stadtbäumen gefüllt werden könnte. Eine ruhige, gegenüber Hitze und Überschwemmungen resilientere, grünere Stadt kann uns erwarten - wenn jetzt die richtigen Entscheidungen getroffen werden.
„Zur schönsten Zeit des Jahres verschleudert die Stadtverwaltung unsere schönsten Plätze an die Autolobby. Wir sollen überdimensionierten SUVs huldigen und unseren Alltag doch bitte so umstellen, dass wir die Greenwashing-Show dieser Milliardenkonzerne möglichst nicht stören. Natürlich gibt es dagegen Protest aus jedem Spektrum: Parteilich, bürgerlich und aktivistisch!", sagt Martin Ulm, Pressesprecher bei Extinction Rebellion.
Passant*innen, die der Aktion aufmerksam zusehen, bekunden Unterstützung. Die Aktivist*innen hätten recht, der Nahverkehr müsse funktionieren und „Genau! Warum keine autofreie Stadt auch hier? Andere Städte kriegen es ja auch hin!", klingt es aus dem Publikum.
„Stellt euch eine autofreie Stadt vor. Eine Stadt, in der die Menschen im Mittelpunkt stehen - nicht Tonnen von Metall, Glas und Plastik. Saubere Luft. Kein Lärm. Platz für Menschen, nicht für Autos. Das ist möglich", sagt Adrian von Extinction Rebellion. „Dieser Autowahn ist nicht normal. Er zerstört Leben, Umwelt und Städte. Wir brauchen eine Stadt, in der niemand ein Auto braucht. Eine Stadt, die Fußgänger*innen und Radfahrer*innen in den Mittelpunkt stellt. Eine Stadt, die uns allen gehört. Es reicht. Schluss mit dem Autowahn. Schluss mit der IAA. Es ist Zeit für eine bessere Zukunft."
Die Polizei trifft nach neun Minuten ein, lässt die Aktivist*innen aber gewähren. Diese beenden ihren kreativen Protest später, um dem Tagesordnungspunkt der Stadtratssitzung als Zuschauer*innen beiwohnen zu können, wozu Rathaus-Repräsentant*innen sie einluden. Die Teilnehmenden sind mit ihrer Botschaft zufrieden: „Es war lustig. Es war friedlich. Es war schön. Und es ist so wichtig. #noIAA", sagt Geert.
Andrea Grahm von der Letzten Generation fasst zusammen: „Eine Veranstaltung wie die IAA ist nicht mehr zeitgemäß. Dennoch erwägt der Stadtrat, sie bis 2031 zu verlängern. Eine absurde, nicht nachvollziehbare Haltung, die sich hoffentlich bis zur tatsächlichen Entscheidung ändert - denn diese wurde auf den 10.12. vertagt. "Weiter so" ist keine Option. Hoffentlich wird das auch den Entscheidungsträger*innen dieser Stadt bewusst."