Nächste Woche fällt im Münchner Stadtrat eine wichtige Entscheidung: Soll die internationale Automobilmesse IAA weiter Teile der Innenstadt nutzen dürfen?
Autopropaganda mitten in der Stadt
Im Fokus steht die Nutzung der sogenannten "Open Spaces", öffentlicher Flächen im Stadtzentrum. Nicht nur zahlreiche NGOs, sondern auch mehrere betroffene Bezirksausschüsse haben sich klar gegen die Fortführung dieser Praxis ausgesprochen. Zuletzt schlug sogar die grüne Stadtratsfraktion vor, die Ausstellungsflächen komplett aufs Messegelände am Stadtrand zu verlegen.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA), Veranstalter der IAA und mächtiger Lobbyverband der Branche, droht nun unverhohlen: Sollte die Innenstadt nicht wie gewünscht zur Verfügung stehen, werde die Messe München verlassen. Ein Bluff? Schließlich genießt der VDA hier Rückendeckung durch Industrie und Politik wie kaum sonst wo.
Politik unter Druck
Die Drohung scheint zu wirken. Die Grünen im Stadtrat wollen ihre Position noch einmal überdenken – offenbar aus Angst, im Wahlkampf als "wirtschaftsfeindlich" dazustehen. Die SPD hingegen unterstützt die Autokonzerne wie gewohnt mit Elan, und die CSU fordert sogar eine Ausweitung der Innenstadtflächen für die Messe. Lediglich die Linke lehnt die IAA entschieden ab, ist im Stadtrat jedoch zu schwach vertreten, um die Debatte maßgeblich zu beeinflussen.
Schluss mit dem Autowahn!
Die Haltung des Stadtrats ist ein Skandal: Während die Stadtkasse klamm ist, werden milliardenschwere Konzerne mit zentralen Flächen in München zum Schnäppchenpreis subventioniert. Die IAA steht exemplarisch für eine Branche, die längst überfällige Veränderungen blockiert. Statt die Mobilitätswende zu fördern, propagiert die Automobilmesse größere Fahrzeuge und Verbrennungsmotoren – ein Symbol für ein gescheitertes Geschäftsmodell.
Es braucht jetzt klare Kante. Die IAA hat in der Innenstadt nichts verloren – und in München insgesamt auch nicht. „Die Automobilindustrie verschläft seit Jahren den notwendigen Wandel und ignoriert die Klimakrise. Und wenn es ernst wird, wie zuletzt bei VW, zahlen die Mitarbeitenden den Preis, während die Verantwortlichen nach staatlicher Hilfe rufen“, kritisiert Martin Ulm, Pressesprecher von Extinction Rebellion.
Die Botschaft ist klar: Es muss Schluss sein mit dem "Weiter so". Der Stadtrat hat die Chance, ein Zeichen zu setzen – für eine nachhaltige Mobilität und gegen die Macht der Autolobby.