17 weitere Stadtwerke verlassen Lobbyverband Zukunft Gas in dritter Austrittswelle (Pressemitteilung)

Geschrieben von XR München am 20.03.2024

Extinction Rebellion München fragt: Wann tritt die Energie Südbayern GmbH aus?

München, 20. März 2024. Die Ergebnisse anhaltender ziviler Kritik an der Mitgliedschaft zahlreicher Stadtwerke im Gaslobby-Verband “Zukunft Gas” erreichen einen neuen Höhepunkt: In einer dritten Austrittswelle sind weitere 17 Stadtwerken von der Mitgliederseite des Verbands seit November 2023 verschwunden. Von den ursprünglich über 100 Stadtwerken sind mittlerweile nur noch 59 Stadtwerke auf der Website des Lobbyverbands als Mitglied geführt. Die Energie Südbayern GmbH ist allerdings weiterhin Mitglied bei “Zukunft Gas” und die Stadtwerke München sind als Gesellschafter somit ebenfalls im unmittelbaren Einzugsbereich der Gaslobby.

Deshalb hat Extinction Rebellion München heute einen offenen Brief an die Aufsichtsräte des der Energie Südbayern GmbH und der Stadtwerke München GmbH geschrieben. Das Schreiben fordert die Aufsichtsräte auf, dem Austritt aus dem Gas-Lobbyverband “Zukunft Gas” zuzustimmen. Anknüpfend an einen vorausgegangenen offenen Brief von LobbyControl im September 2023 steht fest, dass der Verband keine nachhaltige Wärmeversorgung, die vereinbar mit den Klimazielen sind, gewährleistet. Deshalb appelliert der Brief an die Stadtwerke, der Gaslobby den Rücken zu kehren und sich stattdessen auf eine klimafreundliche, sowie unabhängige und gerechte Wärmeversorgung zu konzentrieren.

Martin Ulm, Pressesprecher bei Extinction Rebellion München:

“Wer jetzt noch fossile Energieträger verheizt, feuert die Klimakatastrophe weiter an! Wir müssen alle Hebel in Bewegung setzen, um die Energie- und Wärmewende schnellstens umzusetzen. Unsere Aktivist:Innen kämpfen für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und gegen ein fossiles Weiter-So. Jeder Euro, der an “Zukunft Gas” fließt, ist eine Investition in die falsche Richtung, in festgefahrene Strukturen, in Ausbeutung, Umweltzerstörung und fossile Profitgier.”

Ausblick: Aktionstag 9./10. April 2024 

Am 9. und 10. April 2024 rufen 350.org und WeiterSo! zu einem weiteren Aktionstag anlässlich der Handelsblatt-Stadtwerke-Jahrestagung auf. Neben München planen auch andere lokale Initiativen wie etwa in Frankfurt am Main, Freiburg, Hanau, Köln, Nürnberg, Wuppertal und Fulda, daran teilzunehmen.

Kate Cahoon, Team Lead Deutschland bei 350.org:

“Nachdem die Wärmewende in den letzten Jahren komplett verschlafen wurde, stehen unsere Städte jetzt vor der großen Herausforderung, unsere Wärmeversorgung nachhaltiger zu gestalten. Dabei ist der Einfluss der Gaslobby auf Stadtwerke und Kommunen besonders besorgniserregend. Wir werden weiterhin mit lokalen Initiativen zusammenarbeiten, damit sie ihre Stadtwerke an ihre Verantwortung, im Sinne des Gemeinwohls zu handeln, erinnern. Wir fordern von den kommunalen Energieversorgern, die Profitinteressen der fossilen Industrie nicht weiter zu schützen und sich für echte und nachhaltige Lösungen in der Wärmeversorgung einzusetzen. Denn eine dezentrale, saubere Energie- und Wärmeversorgung ist der Schlüssel zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft.”

Anlässlich des Berlin Energy Transition Dialogues, der vom 19. bis 20. März in Berlin stattfindet und bei dem führende Politiker*innen und Branchenvertreter*innen über die Energiewende diskutieren, haben die Organisationen 350.org, LobbyControl und das Aktionskunstkollektiv WeiterSo! auf diese positive Entwicklung in einer Pressemitteilung aufmerksam gemacht. Denn der Trend zeigt, dass die Stadtwerke den Interessen der Gas- und Wasserstoffindustrie den Rücken kehren und sich zukunftsfähigen erneuerbaren Energielösungen zuwenden.

Sam Beiras vom WeiterSo!-Kollektiv:

“Die brancheninterne Auseinandersetzung um den Verband Zukunft Gas zeigt das Hadern einiger Stadtwerke mit der Energiewende: Zwar bekennen sie sich zu den Klimazielen, ihr Handeln zeigt hingegen kaum Bereitschaft,sich von fossilem Erdgas abzuwenden. Deshalb nehmen sie das Heilsversprechen "Wasserstoff" so gerne an und halten an der Mitgliedschaft bei Zukunft Gas fest. Diese Stadtwerke verschließen die Augen vor der Tatsache, dass Wasserstoff nie eine effiziente und kostengünstige Alternative in der dezentralen Wärmeversorgung sein wird. Sie sollten sich ein Beispiel an den vielen, bereits ausgetretenen Stadtwerken nehmen und der Gaslobby endlich eine Absage erteilen.”

Zur Kampagne:

Der Gaslobbyverband Zukunft Gas steht schon seit vielen Monaten in der Kritik, u. a. durch Recherchen von LobbyControl und Correctiv. Nach einer kreativen Aktion von WeiterSo! und 350.org im April 2023 vor dem Stadtwerke-Handelsblatt-Kongress, hatte LobbyControl im Mai die Stadtwerke zunächst in einem offenen Brief zum Austritt aufgefordert. Wenig später folgte ein gemeinsamer Aufruf an die Stadtwerke, den über 70 Organisationen unterstützten. Ende September hatten die Organisationen 350.org, Lobbycontrol, das Umweltinstitut München und das WeiterSo!-Kollektiv zu einem Aktionstag aufgerufen, zu dem es an zwölf Orten in Deutschland Proteste und Aktionen gab. 

Zu den aktuell ausgetretenen Stadtwerken gehören: 

  • Stadtwerke Hamm (Nordrhein-Westfalen)
  • Stadtwerke Schweinfurt (Bayern)
  • Stadtwerke Wertheim (Baden-Württemberg)
  • Stadtwerke Winsen (Luhe) (Niedersachsen)
  • Wind2Gas Energy (im Eigentum der Stadtwerke Mainz und ESWE Versorgung Wiesbaden, Rheinland-Pfalz und Hessen)
  • Über Ihre Mitgliedschaft bei emovo (Mecklenburg-Vorpommern)
    • Neubrandenburger Stadtwerke 
    • Stadtwerke Demmin
    • Stadtwerke Güstrow 
    • Stadtwerke Malchow
    • Stadtwerke Neustrelitz
    • Stadtwerke Parchim
    • Stadtwerke Pasewalk (noch nicht final vom Stadtwerk bestätigt)
    • Stadtwerke Schwerin
    • Stadtwerke Teterow
    • Stadtwerke Waren
    • Stadtwerke Wismar

Neu von der Mitgliederliste verschwundene Stadtwerke: 

  • e-Werk Sachsenwald (Reinbek) 

Neben den Stadtwerken sind außerdem 5 Unternehmen aus dem Verband ausgetreten: 

  • Central European Gas Hub AG 
  • SpreeGas 
  • Viergas Transport GmbH 
  • Liquind 24/7 
  • Novatek Green Energy 

Zahlen im Überblick

August 2022: 103 Stadtwerke sind als Mitglied geführt.
April 2024: Nur noch 59 Stadtwerke sind als Mitglied auf der Website sichtbar. 

Eine Übersicht zu allen bisherigen Austritten finden Sie auf der Kampagnenseite von 350.org.

Pressekontakte:

Extinction Rebellion München
Martin Ulm
muenchen.presse@extinctionrebellion.de
+49 (0) 151 59215678

350.org
Kate Cahoon
kate@350.org
+49 (0)176 63 60 65 03

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